»Wir sitzen in der Warteschleife!« |
Ev Tebroke |
26.06.2025 10:00 Uhr |
Bundespolitisch wartet die Apothekerschaft auf die mit dem Koalitionsvertrag angekündigte Apothekenreform. Die Zeit drängt, denn das Apothekensterben der letzten Jahre geht ungebremst weiter. Ende 2024 war die Zahl der Apotheken bundesweit um weitere 530 Apotheken auf dann rund 17.000 Offizinen gesunken, im ersten Quartal 2025 liegt die Zahl bereits unter 17.000. Das sei der stärkste Rückgang seit zwei Jahrzehnten und der niedrigste Stand seit 1978.
In Brandenburg schlossen 2024 insgesamt 15 Apotheken für immer die Tore, damit sank die Zahl Ende 2024 auf 529 Apotheken. Im ersten Quartal 2025 kam eine weitere Schließung hinzu, ab 1.Juli würden noch zwei weitere vom Netz gehen, dann sind es laut Dobbert nur noch 526 Apotheken.
Der Kammerpräsident betonte: Mit jeder Schließung verlängerten sich im ländlichen Raum die Wege, steige die Belastung der verbleibenden Teams, verschlechtere sich insgesamt die Versorgung. »Und es ist keine Besserung in Sicht.«
Die Hoffnung liegt nun auf dem Vorhaben im Koalitionsvertrag, der eine einmalige Honoraranpassung des Fixums auf 9,50 Euro (derzeit 8,35 Euro) vorsieht sowie eine Dynamisierung ab 2027, deren Höhe Vertreter der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und des Deutschen Apothekerverbands (DAV) jährlich aushandeln sollen. Dobbert sieht die Verhandlungslösung als Chance, aber auch als Risiko. Denn zu oft, zuletzt bei der Vergütungsfrage der Pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL), musste die Schiedsstelle entscheiden. Weitere Vorhaben der Koalitionäre sind unter anderem Aufhebung der Skonto-Deckelung, Stärkung der heilberuflichen Kompetenz, Abbau von Bürokratie und ein Verbot von Nullretaxationen.
Die Frage ist nur, wann kommt die Apothekenreform? Zuletzt hatte auch die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) auf eine schnelle Umsetzung der Apothekenreform gedrängt. Und Brandenburgs Gesundheitsministerin Britta Müller (parteilos) hatte einen GMK-Beschluss für einen Antrag zur besseren Finanzierung von pDL erwirkt. Aber wie die konkrete Umsetzung der Reformpläne aussehen wird, wann sie kommt, ist noch unklar. Dobbert unterstreicht, der Koalitionsplan stehe explizit »unter Finanzierungsvorbehalt«. Und wieviel Geld wohin fließen wird, bleibe auch mit dem nun vorgelegten Haushaltsentwurf zur Verteilung des Sondervermögens Infrastruktur derzeit noch »Kaffeesatzleserei«. »Wir sitzen in der Warteschleife«, so das Resümee des Kammerpräsidenten.