Wie wird Deutschland wieder zur »Apotheke der Welt«? |
Lukas Brockfeld |
20.03.2024 17:34 Uhr |
Mridul Agrawal, Gabriele Katzmarek, Andreas Gerber und Moderator Jürgen Klöckner (v.l.n.r.) sprachen über die Zukunft der deutschen Pharmaforschung. / Foto: Screenshot / Europe 2024
»Europe 2024« wird von der »Zeit«, dem »Handelsblatt«, dem »Tagesspiegel« und der »Wirtschaftswoche« organisiert und konnte in diesem Jahr einige hochkarätige Gäste gewinnen. Am Mittwochmittag trafen sich der Startup-Gründer Mridul Agrawal (iuvando Health), Andreas Gerber (Managing Director von Janssen Germany) und Gabriele Katzmarek (Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion), um mit Moderator Jürgen Klöckner (Handelsblatt) über den Forschungsstandort Deutschland zu sprechen.
Andreas Gerber beschrieb die Ausgangslage der deutschen und europäischen Pharmaforschung: »Wir sehen, dass wichtige Forschungsprojekte mehr und mehr in anderen Breitengraden stattfinden. Wir haben zum Beispiel leidvoll erleben müssen, dass die Generika-Forschung abgewandert ist, weil die Rahmenbedingungen nicht mehr stimmen.« Daher brauche es jetzt mutige und klare Maßnahmen. Die Corona-Pandemie habe erst kürzlich gezeigt, wie wichtig eine starke Pharmaindustrie sei. Europa müsse sich fragen, ob es in diesem wichtigen Industriezweig von anderen Ländern abhängig sein wolle.
Deutschland habe inzwischen seinen Staus als »Apotheke der Welt« verloren und sei in der Forschung deutlich hinter die USA und China zurückgefallen. Deutschland drohe in die »Kreisliga« abzusteigen. Trotzdem blickt der Janssen-Manager mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft: »Die Bundesregierung hat das Problem erkannt und erstmals eine Pharmastrategie vorgelegt. Wir begrüßen das sehr, hier werden ganz wichtige Themen wie die Wettbewerbsfähigkeit und die Digitalisierung aufgegriffen.« Deutschland habe mit seiner sehr guten Universitäts- und Forschungslandschaft immer noch das Potenzial einer weltweiten Führungsrolle.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Katzmarek beurteilt die Lage der Bundesrepublik positiver: »Wir sind nicht auf dem Weg in die Kreisliga. Zurzeit finden sehr viele Investitionen in der Bundesrepublik statt. Boehringer Ingelheim baut gerade das größte Biotech-Forschungszentrum Europas in Deutschland.« Die Sozialdemokratin nannte eine ganze Reihe entsprechender Beispiele und beschrieb die Rolle der Regierung mit einer Fußball-Metapher: »Die Politik ist dafür zuständig, einen Platz zur Verfügung zu stellen, aber kicken müssen Sie selber.« Deutschland sei ein hervorragender Standort für die Pharmaindustrie.
Andreas Gerber erklärte daraufhin, dass den Pharmaunternehmen vor allem das Fehlen eines verlässlichen Marktzugangs zu schaffen mache: »Wir wissen nicht mit Sicherheit, wenn wir ein neues Forschungsprojekt nach Deutschland bringen, ob wir in dem Land auch einen Marktzugang und Erstattung bekommen.«
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