Wie will Warken die Versender einfangen? |
Cornelia Dölger |
15.09.2025 15:00 Uhr |
Ob dies in der Praxis klappt, wollte jetzt der Großhandelsverband Phagro wissen und hat eine Forsa-Umfrage in Auftrag gegeben. Ergebnis: zu wenig Kontrolle. Fast zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten wünschen laut der Umfrage »Arzneimittelsicherheit bei Hitze«, dass die Temperaturvorgaben kontrolliert werden sollten. Das Ergebnis sei »ein klares Signal an die Politik«, so der Phagro-Vorsitzende Marcus Freitag in einer Mitteilung.
Denn laut Umfrage würden die Pakete vielfach entgegen den Vorschriften nicht persönlich übergeben. Bei 27 Prozent der Befragten wurden demnach Bestellungen schon einmal vor der Wohnungstür oder dem Haus abgestellt, bei 13 Prozent an einem anderen Ort, etwa in der Garage. Fast ebenso häufig mussten demnach die Medikamente in einer Packstation, bei Nachbarn oder in einem Geschäft abgeholt werden.
Das oft bemühte Argument der Politik, dass über Verstöße der EU-Versender, die zu einer Gefährdung der Arzneimittelsicherheit führen könnten, keine Erkenntnisse vorlägen, verfange also nicht. Dabei gehe es nicht einmal nur um kühlkettenpflichtige Produkte. »Es geht um alle Medikamente, die über längere Zeit nicht Temperaturen von über 25 Grad ausgesetzt sein dürfen. Das ist der ganz überwiegende Teil dessen, was derzeit per Standard-Paketversand verschickt wird«, so Freitag.
Gegenüber der PZ bekräftigte ein Verbandssprecher, dass der Phagro insofern auch Nachbesserungsbedarf bei den Koalitionsplänen sehe. »Der Hinweis auf die kühlpflichtigen Produkte, der von Seiten der Versender immer wieder kommt und auch Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden hat, trifft nicht den Kern des Problems.«
Es fehle vielmehr an Überwachung. »Der Arzneimittelversand aus dem EU-Ausland und die damit beauftragten Paketdienstleister müssen ebenso streng kontrolliert werden wie die Apotheken und der Großhandel. Das heißt, nicht nur Vorgaben zu vereinheitlichen, wie es im Koalitionsvertrag heißt, sondern auch wirksame Kontrollen durchzusetzen.«
Dass zudem bei den unterschiedlichen EU-Regelungen Handlungsbedarf besteht, zeigt ein Beispiel aus dem niederländischen Belfeld, wo die Versandapotheke Prime Pharmacy ihren Sitz hat. Etwa 80 Prozent ihrer Kundschaft kommt aus Deutschland, der Rest aus den Niederlanden. Die Apotheke richte sich nach deutschen Vorschriften, wie die »Aachener Zeitung« im Sommer berichtete. Diese kollidierten allerdings teils mit den niederländischen. So prüfe Prime Pharmacy beim Versand nach Deutschland nicht, ob die Medikamente an den richtigen Patienten gelangen. Für die niederländischen Kunden sei dies aber vorgeschrieben. Daraufhin schritten die Aufsichtsbehörden ein und verboten dem Versender kurzzeitig die Belieferung der inländischen Kundinnen und Kunden – für den Versand nach Deutschland galt dieses Verbot allerdings nicht.