»Wie viele Apotheken will sich Deutschland leisten?« |
Daniela Hüttemann |
17.11.2022 16:30 Uhr |
Der Kammerpräsident fürchtet, dass diese Zahl durch die Erhöhung des Kassenabschlags gepaart mit explodierenden Energiepreise, Inflation und Mietkosten und eben dem zunehmenden Personalmangel weiter dramatisch sinken wird. »Natürlich werden die Wege zur nächsten Apotheke dann weiter«, so Christiansen, vor allem im Notdienst. »Wer sich heute aufregt, weil er in der Nacht 40 Kilometer zur nächsten Notdienstapotheke zurücklegen musste, wird sich in fünf Jahren freuen, wenn es nur 40 und nicht 70 Kilometer sind.«
»Mit der Änderung, dass keine Apotheke in Schleswig-Holstein mehr als 39 Dienste machen soll, hat die Apothekerkammer deutlich gemacht, dass wir nicht bereit sind, die gleiche Zahl an Notdiensten, die mehr als 730 Apotheken geleistet haben durch weniger als 600 Apotheken in gleicher Weise sicherzustellen«, betonte Christiansen. Gesundheitskioske seien da kein Ersatz. Er kritisierte, dass der Bundesgesundheitsminister hier in neue Strukturen investieren will, statt die bestehenden, gut funktionierenden wie die Apotheken mehr zu unterstützen.
Das bislang flächendeckende Netz der Vor-Ort-Apotheke stelle eine hocheffiziente und dabei maximal kostengünstige Arzneimittelversorgung der Bevölkerung sicher. »Wer hier weiter spart, spart nicht nur am falschen Ende, sondern gefährdet Menschenleben«, so Christiansen. »Schon jetzt sind es keine Effizienzreserven, die in den Apotheken gehoben werden, sondern die Politik spart die Vor-Ort-Apotheke zu Tode.«
Das wollen sich aber insbesondere die Apotheken im Norden nicht mehr gefallen lassen – und haben dies am 18. Oktober 2022 eindrucksvoll und mit größter Geschlossenheit bewiesen. »Der Warnstreik an jenem Mittwochnachmittag hat gezeigt, dass wir nicht kampflos aufgeben werden«, so Christiansen im Hinblick auch auf zukünftige Strukturreformen der Regierung.