Wie viel Vitamin B12 für wen? |
Tierische Produkte, unter anderem Milch, sind gute Lieferanten für Vitamin B12. / © Getty Images/Sam Edwards
Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist die Versorgung mit Vitamin B12 in der Allgemeinbevölkerung gut oder wird sogar weit überschritten. Es gibt aber – neben Veganern und Vegetariern – verschiedene Risikogruppen für eine Unterversorgung. Dazu gehören ältere Menschen und Patienten mit Magen- oder Darmerkrankungen, zum Beispiel mit atrophischer Gastritis, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Auch bei Patienten, bei denen der Magen ganz oder teilweise entfernt wurde, besteht ein hohes Risiko für einen B12-Mangel, da für die Resorption des aus der Nahrung extrahierten Vitamins Intrinsic Factor notwendig ist, der im Magen produziert wird.
Zu den Arzneistoffen, die einen Vitamin-B12-Mangel begünstigen können, gehört das Biguanid Metformin und langfristig angewendete Protonenpumpenhemmer (PPI) wie Pantoprazol. Biguanide hemmen die Calcium-abhängige Resorption des Cobalamins im terminalen Ileum über den spezifischen Cubilin-Rezeptor, indem sie das dafür erforderliche Calcium binden. PPI erhöhen im Magen den für die Freisetzung des Protein-gebundenen Cobalamins erforderlichen niedrigen pH-Wert. Außerdem kann ein häufiger und/oder hoher Alkoholkonsum die B12-Versorgung beeinträchtigen, weil er Entzündungsreaktionen in der Magenschleimhaut hervorrufen kann.
Doch was ist eigentlich Vitamin B12? Es handelt sich um eine Gruppe wasserlöslicher Vitamine. Sie bestehen aus einem Corrin-Ringsystem mit Cobalt als zentralem Ion. Je nach Substituenten unterscheidet man unter anderem Hydroxycobalamin, was die natürliche Speicherform im Organismus darstellt, und Cyanocobalamin, ein synthetisches Cobalamin, das im Körper in die biologisch aktive Form umgewandelt wird.
Gute Lieferanten von Vitamin B12 sind Leber und Muskelfleisch, Fisch sowie Eier und Milchprodukte. Spuren finden sich außerdem in vergorenen pflanzlichen Lebensmitteln wie Sauerkraut sowie in Meeresalgen, zum Beispiel Nori. Manchen Lebensmitteln wird Vitamin B12 zusetzt. Dies kann beispielsweise bei manchen Frühstücksflocken, Erfrischungsgetränken oder Pflanzendrinks der Fall sein.
Wichtig: Obwohl es sich um ein wasserlösliches Vitamin handelt, kann der Körper es speichern. Hauptspeicherorgan ist die Leber, es findet sich aber auch in Muskelgewebe. Bei unzureichender Zufuhr – etwa bei Umstellung auf eine vegane Ernährung – entwickelt sich ein Mangel daher schleichend. Eine negative Vitamin-B12-Bilanz lässt sich durch Bestimmung des Holotranscobalaminwerts feststellen.
Vitamin B12 wird für zahlreiche Prozesse benötigt: unter anderem für die Zellteilung, die Blutbildung und die Nervenfunktionen. Müdigkeit und Blässe als Zeichen einer Anämie, aber auch Missempfindungen wie Kribbeln in Händen und Füßen, Muskelschwäche oder der Verlust von Reflexen gehören zu den möglichen Anzeichen eines Vitamin-B12-Mangels. Betroffene mit entsprechenden Beschwerden fragen häufig in ihrer Apotheke um Rat. Da es für die Symptome jedoch zahlreiche weitere mögliche Ursachen gibt, empfiehlt sich eine ärztliche Abklärung.
10 µg oder 1000 µg? Peroral oder parenteral? Auch diese Fragen lassen sich dann beantworten. Wer sich vegan oder vegetarisch ernährt, sollte auf seine Vitamin-B12-Versorgung achten und den Spiegel regelmäßig ärztlich überprüfen lassen. Das raten unter anderem das BfR und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Nahrungsergänzungsmittel für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene sollten laut BfR maximal 25 µg pro Tagesdosis enthalten. Diese Dosis gilt auch als sicher, wenn das Vitamin zusätzlich aus anderen Quellen aufgenommen wird. Daher eignet sie sich auch für Personen, die sich weitgehend ausgewogen ernähren, Vitamin B12 aber trotzdem ergänzen möchten. Der tägliche Bedarf liegt laut DGE für Kinder ab 13 Jahren, Jugendliche und Erwachsene bei 4 µg, für Schwangere bei 4,5 µg und für Stillende bei 5,5 µg.
Bei Störungen der Resorption sind höhere Dosierungen oder eine parenterale Gabe erforderlich. Lange Zeit ging man davon aus, dass bei verminderter Magensäure beziehungsweise fehlendem Intrinsic Factor ausschließlich eine parenterale Gabe infrage kommt. Heute weiß man, dass auch bei der oralen Gabe hoher Dosen eine dosisabhängige passive Diffusion des Vitamins stattfindet, die für eine Sicherstellung der Versorgung häufig ausreicht.
Ein Zuviel kann bei manchen Personengruppen möglicherweise schaden: So weist der Krebsinformationsdienst unter anderem auf die Kohortenstudie VITAL (VITamins And Lifestyle) hin. Danach zeigte sich ein erhöhtes Risiko für Lungenkrebs vor allem bei Männern, die rauchten oder geraucht haben und langfristig Vitamin-B-Präparate einnahmen. Der Krebsinformationsdienst rät dieser Personengruppe, sich an den Referenzwerten der DGE zu orientieren.