Wie steht es um Apotheker auf Station? |
Daniela Hüttemann |
20.12.2023 11:00 Uhr |
Zum Glück sei keine konkrete Zahl pro Betten ins Krankenhausgesetz geschrieben worden, befand Vorwerk. Der Bedarf sei von Haus zu Haus und Station zu Station anders. Geriatrie, Pädiatrie und interne Medizin haben höhere Bedarfe als beispielsweise Kliniken mit Rehabilitions-Schwerpunkt.
Stationsapotheker arbeiten übrigens nicht nur auf Station und direkt am Krankenbett. Sie können auch Kurvenvisiten oder Medikationsanalysen des Typs 2b durchführen (in der öffentlichen Apotheke wird in der Regel Typ 2a durchgeführt, mit Brown-Bag-Analyse, aber ohne Laborwerte – bei Typ 2b ist es umgekehrt). Zudem können Ärzte den Rat der Stationsapotheker im Konsil einholen. Empfehlungen zur Medikation können elektronisch erfolgen. Mancherorts schulen Stationsapotheker die Patienten vor der Entlassung noch in der Handhabung ihrer Medikamente und geben Empfehlungen für den Arztbrief.
Neben der patientenindividuellen Betreuung sind Stationsapotheker genauso auch an systemischen Interventionen beteiligt wie der Erstellung hausinterner Leitlinien und Standards, Verordnungsvorlagen und Schulung von Ärzten und Pflegekräften. Diese müssen regelmäßig überprüft und aktualisiert werden. Zudem wirken sie in interprofessionellen Kommissionen und Arbeitsgruppen mit und helfen bei der Digitalisierung von Krankenhausprozessen, informierte Vorwerk.
Zur Ausstattung von Intensivstationen mit Stationsapothekern gibt es bereits seit 2022 Empfehlungen. In der Basisversorgung soll es einen fest zugeordneten Apotheker geben (auch telemedizinische Anbindung möglich), der mindestens einmal pro Woche zur Visite kommt. Bei einem Maximalversorger soll ein Stationsapotheker fest zugeordnete Arbeitszeiten auf der Intensivstation haben, mit mindestens zwei Visiten pro Woche und einer 24/7-Erreichbarkeit.
»Wichtig ist, dass unterschiedliche Apotheker auf die gleiche Fragestellung möglichst einheitlich, nämlich evidenzbasiert antworten«, so Vorwerk zur Qualitätssicherung. Er sprach sich hier für häuserübergreifende Qualitätszirkel für Stationsapotheker aus, die es zum Teil schon gebe, zum Beispiel im Raum Goslar, in Braunschweig, Göttingen und Hannover. Ein nationaler Standard für klinisch-pharmazeutische Interventionen sei seitens der ADKA in Arbeit.
»Gleichartige Empfehlungen und überall gleichwertige Qualität seien wesentlich für die Zukunft der pharmazeutischen Arbeit auf Station. Nutzen (und auch Kosteneinsparungen) der Interventionen sollten dokumentiert werden, wenn zum Beispiel Fehler vermieden oder Antibiotika eingespart werden konnten.
Auch Pharmazeuten in öffentlichen Apotheken sollten die Entwicklung im Auge behalten. Durch die geplante Krankenhausreform werde es weniger und größere Krankenhäuser geben mit insgesamt weniger Betten – und dadurch eine Verschiebung in den ambulanten Bereich. Gepaart mit dem Fachkräftemangel in und außerhalb des Krankenhauses und dem demografischen Wandel werde auch der Beratungsbedarf in den öffentlichen Apotheken steigen, prophezeite Vorwerk.
»Künstliche Intelligenz (KI) wird uns dabei unterstützen – sie wird uns nicht ersetzen, sondern bei der Analyse und Recherche helfen, aber wir Menschen werden weiterhin für den individuellen Patienten entscheiden und vor allem mit ihm über seine Medikation sprechen.«