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Medikationsanalyse

Wie spreche ich passende Patienten an?

Die meisten anspruchsberechtigten Patienten dürften noch nichts gehört haben von der für sie kostenlosen »erweiterten Medikationsberatung für Patienten mit Polymedikation« in der Apotheke. Wie spricht das pharmazeutische Personal sie am besten darauf an?
Daniela Hüttemann
09.09.2022  09:00 Uhr

Die »erweiterte Medikationsberatung für Patienten mit Polymedikation« ist eine der fünf abrechnungsfähigen pharmazeutischen Dienstleistungen. Seit Anfang Juni 2022 sind die Krankenkassen dazu verpflichtet, Patienten mit Polymedikation einmal im Jahr eine Medikationsberatung in der Apotheke zu bezahlen.

Dabei wurde Polymedikation so definiert: »Anspruchsberechtigt sind versicherte Personen in der ambulanten, häuslichen Versorgung, die aktuell und voraussichtlich auch über die nächsten 28 Tage mindestens fünf Arzneimittel (verschiedene ärztlich verordnete, systemisch wirkende Arzneimittel/Inhalativa) in der Dauermedikation einnehmen beziehungsweise anwenden.« Umfassendes Informations- und Arbeitsmaterial dazu findet sich im internen Bereich auf der ABDA-Website.

»Fangen Sie mit Patienten an, die Sie kennen, mit denen Sie gut klarkommen und die Interesse signalisieren«, war einer der Tipps, die Dr. Dorothee Dartsch von der Hamburger Apothekerkammer den Teilnehmenden einer Online-Fortbildung zur Medikationsanalyse gab. Noch wüssten die wenigsten Patienten, was die pharmazeutischen Dienstleistungen oder eine Medikationsanalyse sind und ob sie Anspruch darauf haben. Beginnen könnte man auch mit einem Indikationsgebiet, auf dem man sich gut auskennt, zum Beispiel Diabetes. Ebenfalls senke ein guter Draht zum verordnenden Arzt die Hemmschwelle.

Wem nützt eine Medikationsberatung am meisten?

Wer bereits etwas Erfahrung hat, seine Kundendatei durchsieht und viele mögliche Kandidaten findet, sollte sich laut der klinischen Pharmazeutin überlegen, welche Patienten den meisten Nutzen von dem Angebot hätten. Dies sei der Fall bei besonders hohem Risiko für einen Schaden durch mögliche Medikationsfehler, zum Beispiel bei sehr vielen verordneten Medikamenten oder solchen, die eine enge therapeutische Breite haben und/oder stark interagieren. Dartsch nannte ein Fallbeispiel mit Metoprolol, Amiodaron, Rivaroxaban, Levothyroxin und Pantoprazol.

Im besten Fall werde sich bald zeigen, dass Apotheken durch diese Dienstleistung dem Patienten Leid und dem System Geld sparen, indem zum Beispiel Krankenhauseinweisungen vermieden werden, hofft Dartsch. Dann werde man mehr Fürsprecher für diese und vielleicht auch andere pharmazeutische Dienstleistungen gewinnen.

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