Wie Overwiening die Apotheken zukunftsfähig machen will |
Daniela Hüttemann |
13.11.2020 16:30 Uhr |
Es gehe schließlich auch um eine Zukunftsperspektive für den pharmazeutischen Nachwuchs, dessen Ideen und Stimmen mehr Gewicht bekommen sollen. So plane sie einen engeren Austausch mit dem Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) und will mehr jüngere Apotheker für die Arbeit in den Gremien der Selbstverwaltung motivieren. »Hier sollten alle Generationen vertreten sein, denn wir brauchen den Austausch und frische Ideen, um sie in unsere politischen Strategien einzubauen, denn es sind die jüngeren, die sie mit Leben füllen müssen«, so Overwiening. In der AKWL wie auch einigen anderen Kammern habe man bereits sehr von mehr jüngeren Delegierten profitiert. Das wünscht sich Overwiening auch in anderen Mitgliedsorganisationen bis in die ABDA selbst.
Gabriele Regina Overwiening ist Mutter von vier mittlerweile erwachsenen Kindern und betreibt drei Apotheken im westlichen Münsterland. / Foto: AKWL
Generell ist ihr ein Austausch zwischen den Kammergebieten sowie zwischen Kammern und Verbänden sehr wichtig. Offenbar kann sich die Präsidentschaftskandidatin auch vorstellen, die Arbeit unter den ABDA-Mitgliedern je nach Expertise aufzuteilen. »Wenn sich eine Mitgliedsorganisation bereits um ein Thema kümmert, sollten die anderen mehr davon profitieren – wir brauchen hier ein stärkeres Wir-Gefühl, denn die ABDA ist letztlich ein Team, dass aus uns allen besteht«, betont Overwiening. Zudem will sie auch die Interessen der Apotheker, die nicht in der öffentlichen Apotheke arbeiten, mehr als bisher berücksichtigen.
Die bereits angestoßene Strukturanalyse der Dachorganisation hält sie für einen guten Anlass, den Austausch untereinander zu intensivieren. »Dabei sollten wir uns weniger auf ein coachendes Unternehmen verlassen, dass uns beäugt und sagt, wie wir zu funktionieren haben«, so Overwiening. Mehr Selbstbewusstsein sei auch hier gefragt.
Last but not least will die Münsterländerin die Digitalisierung höher auf die Agenda setzen. »Hier müssen wir viel proaktiver mitgestalten«, meint Overwiening. »Das macht uns vielleicht Angst, weil wir nicht alles durchblicken, aber davon dürfen wir uns nicht lähmen lassen.« Ihr schweben Workshops und Thinktanks vor, in der Vertreter der Apothekerschaft auch mit externen Experten, zum Beispiels aus Start-ups kreativ werden, denn im berufspolitischen Alltagsgeschäft fehle es oft an Zeit und Raum für die Entwicklung neuer Ideen, Visionen und Strategien. Sie stellt es sich ähnlich wie den »Health Innovation Hub (HIH)« am Bundesministerium für Gesundheit vor.
»Wie können wir zum Beispiel die Digitalisierung für Apotheker und Patienten besser nutzbar machen?«, fragt sich Overwiening. Ein Beispiel sei die DAV-WebApp, die ergänzt werden könnte um Dienste wie Erinnerungen an die vielleicht nur einmal wöchentliche Methotrexat-Einnahme, bei der der Patient die Applikation an die Apotheke zurückmeldet, sodass nicht nur die Adhärenz gesteigert werden, sondern die Apotheke auch die Reichweite der Packung ermitteln, an ein neues Rezept erinnern und das vertraute Präparat schon vorbestellen kann.
Die Apotheken sollten hier mehr Fantasie entwickeln, wie die Versorgung der Zukunft aussehen könnte, denn mit Sicherheit werde es in zehn Jahren ganz neue Möglichkeiten geben, wie man am Siegeszug der Smartphones gesehen haben. »Wir wollen der Innovationsmotor sein«, so Overwiening.
Sie hofft nun am 9. Dezember auf eine breite Rückendeckung. »Ich gehe mit großer Begeisterung in die Wahl und will viel Kraft und Freude in das Amt investieren.«