Wie Medikamente die Gesichtsfarbe verändern |
Barbara Döring |
24.06.2025 07:00 Uhr |
Kunterbunte Nebenwirkungen: Unter einer medikamentösen Behandlung kann sich die Hautfarbe verändern. / © Adobe Stock/Ulia Koltyrina
Als sich ein 84-jähriger Mann in Hongkong einer Prostatabehandlung unterziehen sollte, hätten die Ärzte vermuten können, einen Außerirdischen vor sich zu haben: Seine Haut hatte eine ungewöhnliche silbergraue Färbung angenommen – auch das ehemalige Weiß der Augen war entsprechend eingefärbt, beschreibt Michelle Spear, Professorin für Anatomie an der Universität Bristol, auf dem Portal »The Conversation« einen besonderen Fall von Hautfärbung unter medikamentöser Behandlung. Eine genauere Untersuchung ergab, dass sein Gewebe mit Silberionen durchdrungen war.
Als »blauer Mann« wurde Paul Karason 2007 bekannt, der sich optisch drastisch veränderte, nachdem er versucht hatte, Nebenhöhlen- und Hautprobleme durch die Einnahme einer selbst gemischten Silberchlorid-Lösung zu therapieren. Das Sprichwort »Du bist, was du isst«, das eigentlich die allgemeine Gesundheit und Ernährung betrifft, ist hier durchaus wörtlich zu nehmen.
In der Medizin sind Fälle, bei denen sich Silberpartikel im Körper ansammeln, als Argyrie bekannt. Einst war Silber aufgrund seiner antimikrobiellen Eigenschaften als Therapeutikum etabliert. Heute ist bekannt, dass die Aufnahme größerer Mengen des Edelmetalls die Haut dauerhaft verfärben kann, so Spear. Im Blut zirkulierende Ionen lagern sich in der Dermis ab, aus der sie der Körper nur schwer entfernen kann. Auch Tätowier-Pigmente haben in dieser Hautschicht ihr Zuhause.
Sonnenlicht könne die Verfärbung noch verstärken, in dem es die Silberionen zu metallischem Silber reduziert oder in verwandte Verbindungen umwandelt, schreibt Spear. Ehemals helle Haut und Schleimhäute nehmen dann einen bläulichen oder gräulichen Farbton an. Braune oder schwarze Haut kann sich stellenweise dunkler verfärben.
Ein ähnliches, wenn auch selteneres Phänomen ist die Chrysiasis, bei der sich Gold in der Haut ablagert. Patienten, die etwa aufgrund einer entzündlichen Erkrankung eine goldbasierte Therapie erhielten, entwickelten mitunter eine schiefergraue oder grauviolette Hautverfärbung, die ähnlich wie bei Argyrie oft irreversibel war.
Weniger drastisch oder sogar erwünscht sind Hauttönungen durch pflanzliche Farbstoffe, etwa aus Karotten, Süßkartoffeln oder Kürbissen. Durch die enthaltenen fettlöslichen Carotinoide kann ein orangefarbener oder goldener Hautton entstehen, der oft sogar als attraktiver empfunden wird als Sonnenbräune, wie Studien zeigen.
Alles, was an Carotinoiden nicht in Darm und Leber in Vitamin A umgewandelt wird, lagert sich vor allem in fettreichem Gewebe wie der Subcutis ab. Die Haut – auch an Handflächen und Fußsohlen – färbt sich deshalb, vor allem wenn größere Mengen carotinreicher Lebensmittel verzehrt werden. Betacarotine absorbieren Licht im blauen Spektrum und reflektieren orangefarbene Anteile.
Andere Carotinoide wie Lutein und Zeaxanthin, etwa aus grünem Blattgemüse, sind eher gelblich gefärbt und daher weniger auffällig. Sie kommen zudem in geringeren Mengen in der Nahrung vor und lagern sich nicht so leicht in der Haut ab.
Tiefrote, lilafarbene oder blaue Anthocyane aus Beeren oder Rotkohl wiederum sind wasserlöslich, werden schnell verstoffwechselt und hinterlassen deshalb kaum Spuren in der Haut. Ein lila Antlitz bleibt Genießern von Blaubeeren und Co. deshalb verwehrt.