Wie man weniger friert |
Frauen frieren grundsätzlich schneller als Männer, weil sie weniger Muskelmasse und eine dünnere Haut haben. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft kann helfen, sich an Kälte besser zu gewöhnen. / Foto: Getty Images/Oliver Rossi
Geschlecht, Alter, Statur, Stoffwechsel: Ab wann jemand friert, hängt von vielen Faktoren ab. Während manche davon unveränderlich sind, können andere durchaus beeinflusst und der Körper so kältetoleranter gemacht werden. Die Lösung lautet: Training.
Tatsächlich schickt sich unser Kälteempfinden ohnehin schon jedes Jahr selbst ins Trainingslager – und zwar durch den Wechsel der Jahreszeiten. «Wenn wir im April 13 oder 14 Grad haben, finden wir das warm und gehen ohne Jacke raus. Sinken im Herbst die Temperaturen auf 13 oder 14 Grad, frieren wir», erklärt Ralf Brandes, Professor für Physiologie an der Goethe-Universität in Frankfurt. Innerhalb relativ kurzer Zeit stelle sich unser Körper um. Diese Anpassungsfähigkeit kann man sich nun auch dafür zunutze machen, sich in einer weniger stark beheizten Wohnung wohlzufühlen.
Eine längerfristige Erhöhung der Kältetoleranz sei durch regelmäßige und idealerweise tägliche Exposition möglich, sagt Thomas Korff, Professor am Institut für Physiologie und Pathophysiologie der Universität Heidelberg. «Das sehen wir beispielsweise bei Menschen, die im Freien arbeiten. Sie bewegen sich in der Regel mehr, haben deswegen vermutlich auch mehr Muskeln und einen höheren Grundumsatz.»
Unbewusst passten sie zudem ihr Verhalten an: «Jemand, der viel draußen arbeitet, ändert wahrscheinlich auch seine Ernährung, weil ein erhöhter Grundumsatz nach mehr Kalorien verlangt.» Insgesamt verbessert sich so die Fähigkeit des Körpers, kühle Temperaturen noch als angenehm wahrzunehmen.
Vom Anfuttern einer schützenden Speckschicht rät Korff hingegen ab: Weißes Körperfett sei etwas anderes als das tatsächlich schützende Unterhautfett. «Natürlich hat auch weißes Körperfett eine isolierende Wirkung, aber eben nur da, wo es sich befindet.» Daneben gibt es indes auch braunes Fett, von dem lange Zeit angenommen wurde, dass nur Säuglinge darüber verfügen. Stattdessen haben auch Erwachsene diese Art von Fettgewebe, das wie eine körpereigene Heizung wirkt, wenn auch meist nur noch in geringer Menge.
Babys, die noch zu wenig Muskeln haben, um ausreichend Wärme zu erzeugen, und noch dazu viel kälteempfindlicher sind, brauchen braunes Fett, um ihre Kerntemperatur zu erhalten. Untersuchungen zeigen, dass sich durch Kältereize der Anteil des braunen, wärmenden Fetts bei Erwachsenen erhöhen lässt. Die Forschung dazu sei allerdings noch nicht ausgereift, erklärt Korff.