Wie man Priscus, FORTA & Co. richtig nutzt |
Sven Siebenand |
23.05.2022 18:00 Uhr |
Im Allgemeinen bringt es aber offensichtlich schon etwas, auf potenziell inadäquate Medikationen (PIM) zu verzichten. Die Medizinerin berichtete von mehr als 30 Publikationen, die das zeigen. Eine davon ergab, dass Patienten mit Einnahme eines Medikaments auf der Priscus-Liste häufiger hospitalisiert werden. Ein weiteres Studienergebnis war, dass bei älteren Menschen, die wegen UAW die Notfallaufnahme aufsuchen mussten, doppelt so häufig Wirkstoffe von der Priscus-Liste der Auslöser waren als andere Arzneien.
»Erfreulicherweise ist seit Publikation der Liste das Verordnungsvolumen der PIM in Deutschland deutlich zurückgegangen«, sagte Thürmann. Zudem betonte sie die Notwendigkeit, die Liste stets aktuell zu halten. Nach etwa einem Jahrzehnt sei die Liste überarbeitet worden und die Daten würden demnächst publiziert. Priscus 2.0 werde dann auch auf der Website einsehbar sein.
»Viel Neues ist hinzugekommen, viel Altes geblieben«, gab Thürmann einen Ausblick. Bei sehr vielen Medikamenten habe man Empfehlungen zur Einnahmedauer und Therapieüberwachung aufgenommen. Der Wirkstoff Risperidon sei beispielsweise kein PIM, solange er nicht länger als sechs Wochen gegeben werde.
Abschließend ging die Referentin auf eine weitere Liste ein: FORTA (Fit for the Aged). Diese Liste umfasst 296 Substanzen in 30 Indikationen und nimmt eine Einstufung in eine von vier Kategorien vor – von A (Arzneimittel schon geprüft an älteren Menschen in größeren Studien, Nutzenbewertung eindeutig positiv) bis D (Arzneimittel sollte fast immer vermieden und Alternativen gefunden werden).
»Bei FORTA braucht man aber immer die genaue Indikation, für die ein Arzneistoff eingesetzt wird«, betonte Thürmann. Ob Priscus, FORTA oder eine andere Liste: »Der Erfolg einer Intervention hängt weniger von der Liste ab als von der Art der Implementation.«
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