Wie kommt man an das neue Alzheimer-Medikament? |
Daniela Hüttemann |
28.08.2025 18:00 Uhr |
»Jeder, der in Deutschland die Therapie durchführt, kann grundsätzlich daran teilnehmen«, erklärt Professor Dr. Frank Jessen, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Demenzforschung an der Uniklinik Köln. Dazu gehörten neben klinischen Gedächtnisambulanzen auch neurologische Praxen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) werde allerdings vermutlich festlegen, dass die Behandlung nur von Ärzten durchgeführt werden darf, die in der Behandlung von Alzheimer erfahren sind – also nicht vom Hausarzt.
Laut Zulassung sollte die Behandlung mit Lecanemab von Ärzten eingeleitet und überwacht werden, die Erfahrung in der Diagnose und Behandlung der Alzheimer-Krankheit und Möglichkeiten zur zeitnahen Durchführung einer Magnetresonanztomografie (MRT) haben. Die Infusionen sollten »von qualifiziertem medizinischem Fachpersonal verabreicht werden, das in der Überwachung auf infusionsbedingte Reaktionen sowie in deren Erkennung und Behandlung geschult ist«.
»Die Gedächtnisambulanzen sind gut auf den Einsatz von Lecanemab vorbereitet und können sowohl die Diagnostik als auch die Therapie direkt umsetzen«, sagt Professor Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und niedergelassener Neurologe. »Um wirklich alle Betroffenen zu versorgen und in der Breite das Medikament einsetzen zu können, werden auch neurologische Praxen miteinbezogen werden müssen.« Dazu brauche es eine ausreichende Vergütung für Diagnose, Behandlung und Monitoring.
»Spezialisierte Einrichtungen können die Therapie leisten, dennoch bleibt es eine Engstelle im deutschen Gesundheitssystem«, sagt Professor Dr. Thomas Duning, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Klinikum Bremen Ost. »Wir haben als Zentrum schon eine Liste von Patienten, bei denen wir die aufwendige notwendige Diagnostik bereits absolviert haben und die wir direkt auf Therapie nehmen können.«
Für niedergelassene Kollegen, die jetzt schon lange Wartezeiten haben, sei die aufwendige Diagnostik vor der Therapie und die komplexe Infusionstherapie kaum durchführbar, so Duning. »Die ambulante Demenzdiagnostik mit neuropsychologischer Testung, Liquorpunktion, aufwendiger MRT-Bildgebung und genetische Testungen ist aktuell nicht ausreichend refinanziert, sodass sie trotz Zulassung des Medikaments sicher nicht ausreichend angeboten werden wird.«