| Jennifer Evans |
| 19.08.2025 10:00 Uhr |
Universitäten erforschen Kaffeekonsum und Brühmethoden. Das Heißgetränk ist für die Psychologie und die Physik gleichermaßen interessant. / © Getty Images/franz12
Kaffee ist nicht nur eines der weltweit meistkonsumierten Getränke, sondern auch ein schöner Forschungsgegenstand. Ein Wissenschaftsteam von der Universität Bielefeld und der University of Warwick fand nun heraus, dass Kaffeekonsum die Stimmung beeinflusst – besonders am Morgen.
Die Forschenden untersuchten 236 junge Erwachsene bis zu vier Wochen lang. Die Teilnehmenden sollten siebenmal täglich ihren Konsum koffeinhaltiger Getränke sowie ihre Stimmung dokumentieren. Es stellte sich heraus: Der Gute-Laune-Effekt trat unabhängig von individuellen Konsumgewohnheiten, Schlafproblemen oder erhöhter Ängstlichkeit auf.
Als Erklärung hinter dem stimmungsaufhellenden Effekt sehen die Forschenden die Wirkung von Koffein. Es blockiert die Adenosin-Rezeptoren, was die Dopaminaktivität in wichtigen Hirnregionen erhöhen kann. Dies bringe man mit einer verbesserten Stimmung und gesteigerter Wachsamkeit in Verbindung, heißt es in einer Mitteilung im Zuge der Studienergebnisse. Unklar bleibt den Autorinnen und -Autoren zufolge jedoch, ob es sich womöglich um leichte Entzugserscheinungen handelt, die während der Nacht entstehen und mit dem ersten Kaffee am Morgen wieder verschwinden.
Während Medizin und Psychologie die Wirkung von Koffein auf die Stimmung untersuchen, widmen sich Physiker der University of Pennsylvania ganz anderen Aspekten des Getränks. Sie wollen den Brühprozess optimieren, um den Verbrauch von Kaffeepulver zu reduzieren – aber ohne Qualitätsverlust. Hintergrund ist, dass die Kosten für Arabica-Bohnen durch den Klimawandel und mehrere ungünstige Erntejahre explodiert sind.
Mithilfe von Modellpartikeln, Lasern und Hochgeschwindigkeitskameras untersuchte das Forschungsteam, wie sich Wasserströme im Kaffeesatz bewegen. Die Experimente zeigten, dass beim Aufgießen aus größerer Höhe sogenannte »Mini-Lawinen« entstehen, die das Kaffeepulver stärker durchmischen und so die Extraktion verbessern. Entscheidend ist dabei eine laminare, also gleichmäßige Strömung, wie sie etwa durch einen Schwanenhalskessel gelingt. Die Idee ist, den Kontakt zwischen dem Wasser und dem Kaffeepulver beim Aufgießen insgesamt zu erhöhen.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der Geschmack nicht allein von der Bohne, sondern auch von den physikalischen Bedingungen beim Aufguss bestimmt wird. Ein zu hoher Gießpunkt kann den Wasserstrahl in Tropfen zerfallen lassen und Luft eintragen, was die Extraktion mindert. Ein dickerer Strahl verstärkt hingegen die Bewegung im Kaffeesatz und erhöht die Stärke.
Wasserstrom im Kaffeepulver: eine Frage der richtigen Technik. / © Getty Images/Kemal Yildirim
Mit einem dünneren Wasserstrahl blieb die Extraktion über verschiedene Gießhöhen hinweg konstant hoch. Je länger und gleichmäßiger also die Durchmischung des Wassers mit dem Kaffeepulver, desto besser das geschmackliche Ergebnis – bei gleichzeitig geringerem Bohnenverbrauch.
Beide Ansätze zeigen, wie alltägliche Gewohnheiten wie das Kaffeetrinken mit grundlegenden wissenschaftlichen Fragen verknüpft sind. Weit über den Frühstückstisch hinaus liefert das Heißgetränk Erkenntnisse, beispielsweise über das Verhalten von Flüssigkeiten. Und am Ende entdeckt die Wissenschaft dabei womöglich bedeutende Mechanismen. Das hebt die Stimmung – auch ohne Koffein.