Wie gut hält ein durch Covid-19-Impfung induzierter Schutz? |
Theo Dingermann |
03.05.2023 18:00 Uhr |
Drei Viertel der Bevölkerung in Deutschland sind gegen SARS-CoV-2 grundimmunisiert. Der Schutz vor Infektionen schwindet aber rasch, zeigt eine aktuelle Metaanalyse. / Foto: Getty Images/bluecinema
Francesco Menegale und seine Kollegen vom Center for Health Emergencies der Bruno Kessler Foundation in Trento, Italien, haben in einer umfassenden Metaanalyse die Daten von Studien ausgewertet, die die Wirksamkeit der Covid-19-Impfung zu verschiedenen Zeitpunkten nach Verabreichung der Impfstoffe untersuchten. Das Ergebnis dieser im Fachjournal »JAMA Network open« publizierten Studie bestätigt die immer wieder gemachten Beobachtungen, dass die Wirksamkeit der Coronaimpfung hinsichtlich des Schutzes vor Infektionen mit Omikron- und Delta-Viren und hinsichtlich des Schutzes vor einer symptomatischen Erkrankung mit der Zeit deutlich abnimmt.
Insgesamt werteten die Forschenden 799 Originalarbeiten und 149 Übersichtsarbeiten, die in begutachteten Fachzeitschriften erschienen waren, sowie 35 Preprints aus. Von diesen Arbeiten eigneten sich 40 für die Metaanalyse.
Die gepoolten Schätzungen der Impfstoffwirksamkeit für alle Impfstoffe nach einem primären Impfzyklus gegen eine im Labor bestätigte Omikron-Infektion und eine symptomatische Erkrankung ergaben sechs Monate nach Verabreichung der letzten Dosis einen Schutz von unter 20 Prozent.
Die Auffrischungsimpfungen brachten die Wirksamkeit des Impfstoffs wieder auf ein Niveau, das mit dem kurz nach Abschluss des ersten Impfzyklus beobachteten Niveau vergleichbar war. Neun Monate nach Erhalt der Auffrischungsdosis lag die Wirksamkeit des Impfstoffs gegen Omikron jedoch nur noch bei weniger als 30 Prozent, bezogen auf eine im Labor bestätigte Infektion und eine symptomatische Erkrankung.
Im Einzelnen bestimmten die Forschenden:
Es wurden Unterschiede zwischen den Impfstoffen festgestellt, wobei die Standardabweichungen aufgrund der relativ geringen Anzahl an Studien zum Teil erheblich waren.
Die Halbwertszeit der Wirksamkeit des Impfstoffs gegen symptomatische Infektionen wurde für die Omikron-Variante auf durchschnittlich 87 Tage geschätzt, gegenüber durchschnittlich 316 Tagen für die Delta-Variante.
Interessanterweise stellten die Forschenden eine ähnliche Abnahme der Wirksamkeit des Impfstoffs in den verschiedenen Altersgruppen der Bevölkerung fest. Bei Personen über 60 Jahren sank die Wirksamkeit der Impfstoffe gegen eine Infektion mit der Omikron-Variante im Vergleich zu Personen unter 18 Jahren nach einem Monat auf durchschnittlich 39,2 Prozent gegenüber 38,7 Prozent, nach sechs Monaten auf 13,6 Prozent gegenüber 13,1 Prozent und nach neun Monaten auf durchschnittlich 7,4 Prozent gegenüber 6,4 Prozent.
Auch bei den laborbestätigten Delta-Infektionen gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Altersgruppen hinsichtlich der Abnahme der Impfwirksamkeit. Allerdings war die Wirksamkeit des Impfstoffes gegen Omikron signifikant geringer als gegen die Delta-Variante.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.