Wie geht es weiter mit »Pro AvO«? |
»Pro AvO«-Geschäftsführer Peter Menk und Rowa-Chef Antonios Vonofakos äußern sich im PZ-Interview zur Zukunft des »Pro AvO«-Bündnisses. / Foto: Pro AvO
PZ: Herr Menk, Herr Vonofakos, Mitte letzten Jahres haben Sie die Grundzüge der Apothekenplattform »apora« vorgestellt. Bis heute ist das Produkt nicht im Markt. Gibt es Verzögerungen oder sind Sie im Plan?
Menk: Wir sind technologisch jederzeit startklar, haben aber auch immer betont, dass wir den richtigen Zeitpunkt für einen Markteintritt vom Termin der Einführung des E-Rezepts abhängig machen. Wenn die Infrastruktur für das E-Rezept Mitte des Jahres kommt, werden wir die apora-Technologie den Apothekern zur Verfügung stellen können. Bis dahin arbeiten wir mit Hochdruck an der Weiterentwicklung und kommen sehr gut voran. Zuletzt haben wir die Trusted-Shops-Zertifizierung erhalten. Das ist für Plattformen und insbesondere für den Apothekenmarkt keine Selbstverständlichkeit. Für unsere zukünftigen Endkunden aber auch für uns selbst ist das ein Beweis dafür, dass wir die »apora«-Technologie datenschutzkonform und userfreundlich aufgebaut haben. In den vergangenen Monaten haben wir parallel zur App auch die Web-Lösung von »apora« entwickelt. Damit sind wir breit aufgestellt und bieten jedem Nutzer die richtige Lösung.
Vonofakos: Aus technischer Sicht möchte ich hinzufügen, dass wir inzwischen eine Lösung für Apotheken gefunden haben, die sich mit ihrer Warenwirtschaft nicht an »apora« anschließen können. In diesem Fall müssen wir ja auch sicherstellen, dass die Plattform und letztlich der Kunde Informationen über die Warenbestände bekommen.
PZ: Wie genau funktioniert diese Lösung?
Vonofakos: Das passiert über eine Schnittstelle im Rowa-Automaten. »apora« kann die Bestände im Automaten auslesen.
PZ: Und was ist, wenn der Apotheker weder mit seiner Warenwirtschaft angebunden ist noch einen Rowa-Automaten besitzt?
Menk: Dann besteht die Möglichkeit, dass der Apotheker seine Preise über eine Schnittstelle ins System einstellt und wir von der Lieferfähigkeit des Großhändlers ausgehen. Das funktioniert dann so, dass der Apotheker uns seinen Großhändler mitteilt und auch sagt, in welchem Zeitraum nach der Großhandelsbelieferung er ein Produkt an den Kunden übergeben kann. Aus diesen beiden Daten können wir dem Kunden dann mitteilen, wann er sein bestelltes Produkt in der Apotheke abholen kann. Klar ist aber, dass der Apotheker die Abgabe des Produkts dann nochmal manuell in der Warenwirtschaft nachtragen muss.
PZ: Rund um die Bekanntgabe der ersten Details zu »apora« wurde im vergangenen Jahr ja auch mehrfach gemutmaßt, dass auf »apora« OTC-Preise von Apotheken verglichen werden sollen. Ist das weiterhin der Plan?
Vonofakos: Nein, das Gegenteil ist der Fall. Das war bei uns nie geplant. Wir werden in der Produktbeschreibung, dort wo es ihn gibt, den AVP anzeigen und darauf hinweisen, dass die Preise der einzelnen Apotheke davon abweichen können. Und weil die Ergebnisliste der lieferfähigen Apotheke nur nach Entfernung und nach Abhol- bzw. Liefertermin sortiert werden kann, tritt der Preis in den Hintergrund. Im Übrigen testen wir unser Produkt und die neuen Entwicklungen fortlaufend sowohl mit Apothekern als auch mit Endkunden. Falls wir mit einer Idee daneben liegen, würde das bei den Tests angemerkt werden.
PZ: Irgendwie muss sich das Modell für die Gesellschafter ja lohnen. Wie wollen Sie Geld verdienen, welche Art von Gebühren werden entstehen?
Vonofakos: Es ist klar, dass gewisse Gebühren entstehen. Aber die wesentliche Aussage ist: Wir wollen die Apotheke vor Ort stärken und sie nicht durch hohe Kosten schwächen. Geplant ist, eine überschaubare monatliche Gebühr zu erheben, je nachdem welche Servicekomponenten man bucht. Darüber hinaus könnte es gestaffelte Transaktionsgebühren geben. In jedem Fall werden wir sicherstellen, dass sich kein Apotheker wegen der Gebühren gegen die Plattform entscheidet.
PZ: Zur Gesellschafterstruktur. Sie waren ursprünglich zu fünft gestartet und wollten ein Produkt entwickeln. Jetzt haben Noventi und Phoenix gemeinsam ein Joint Venture gegründet und wollen die Gesundheitsplattform »gesund.de« aufbauen. Warum gibt es jetzt zwei verschiedene Plattformen? Sind das möglicherweise sogar konkurrierende Lösungen?
Vonofakos: Nein. Es ist sehr wichtig, hier eine Unterscheidung zu treffen. Nach wie vor wollen sowohl »Pro AvO« als auch Phoenix/Noventi mit einer einzigen Lösung in den Markt gehen. Aber zu »gesund.de« gehört ja viel mehr als »nur« eine Bestell-Plattform für Apotheker. Die Vision ist, dass der Kunde »gesund.de« grundsätzlich für alle Gesundheitsthemen nutzt und von dort bzw. darin einzelne weitere Angebote nutzt – unter anderem die Apotheken-Plattformtechnologie von »apora«. Bei der Erarbeitung dieser Lösung haben die beiden Joint-Ventures derzeit auch unterschiedliche Aufgaben. Phoenix/Noventi bauen das E-Rezept-Modul samt Anbindung an die Warenwirtschaft. Wir bei pro AvO kümmern uns aktuell um die OTC-Plattformtechnologie und die Einbindung der Hersteller, Zahlungsdienstleister und anderes mehr.
PZ: Kommen wir zur Gehe. Das Unternehmen ist Gründungsmitglied bei »Pro AvO«. In dem Joint Venture mit Walgreens Boots Alliance hat die Gehe aber den kleineren Anteil – und so sieht es derzeit ganz danach aus, als ob die Alliance bei der Gehe derzeit das Ruder in die Hand nimmt. Welche Auswirkungen hat das auf »Pro AvO«? Es ist schwer vorstellbar, dass Stefano Pessina und die Apotheken-Genossenschaft Sanacorp gemeinsam für die Vor-Ort-Apotheken kämpfen wollen…
Vonofakos: Die Gehe befindet sich im Wandel. Als fünf starke Gesellschafter gehen wir davon aus, dass wir Wege finden auch die neue Eigentümerstruktur der Gehe in die bisher gut funktionierende Zusammenarbeit zu integrieren.
PZ: Sie hatten ja auch mal kommuniziert, dass »Pro AvO« zur Genossenschaft werden soll. Besteht diese Absicht noch?
Vonofakos: Definitiv. Wir wollen die Apotheker weiterhin in die zukünftigen Erfolge von »Pro AvO« einbinden. Dazu peilen wir eine genossenschaftliche Struktur an, damit Apotheker direkt in die Entwicklung des Geschäftsmodells eingebunden werden können.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.