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Pharmaforschung

Wie geht es den Versuchstieren?

Tierversuche sind stets Anlass für erbitterten Streit zwischen den Gegnern und denen, die an der Notwendigkeit nicht zweifeln. Doch wie geht es den Tieren eigentlich? Dem sind Forscher nun auf der Spur.
dpa
23.10.2018  11:52 Uhr

Naturwissenschaftler sind sich meist einig, dass Forschung in der Medizin oder Pharmazie ohne Tierversuche nicht auskommt. Genauso einig sind sie sich, dass den Tieren so wenig wie möglich Leid zugefügt werden darf. «Das Problem ist, dass wir bislang kaum erkennen können, wie es den Tieren geht», sagt Brigitte Vollmar vom Rudolf-Zenker-Institut für Experimentelle Chirurgie an der Universitätsmedizin Rostock. Das soll sich ändern.

Mit einer Kombination aus Verhaltensbeobachtungen und Messung von physiologischen Parametern wollen in Deutschland und der Schweiz arbeitende Forschergruppen die Belastungen der Tiere über objektive Parameter einschätzen. «Wir wollen einen international gültigen Standard etablieren.» Mit einfachen Methoden sollen dann Aussagen über das Wohlbefinden der Tiere getroffen werden.

Der Gesetzgeber schreibe vor, dass vor Tierversuchen die mögliche Belastung der Tiere eingeschätzt werde. Dazu gibt es vier Kategorien, die von keiner bis hin zu schwerer Belastung reichen. Die Hürden für Tierversuche seien in den vergangenen Jahren höher geworden. «Es ist richtig, dass wir gezwungen sind, die Belastung einzuschätzen, um eine ethische Abwägung gegenüber dem Erkenntnisgewinn machen zu können», bekräftigt Vollmar. Ziel sei es, Beeinträchtigungen weiter zu reduzieren. «Wir widmen uns mit hoher Empathie dem Tierschutz.»

Der Bedarf ist groß. 2016 wurde an rund 2,85 Millionen Versuchstieren in Deutschland geforscht. Nun versuchen die Forscher an der Uni Rostock, über das natürliche Verhalten  von Ratten und Mäuse Rückschlüsse auf deren Belastung zu ziehen. Sie verstecken beispielsweise Futter in speziellen Röhren und lassen die Tiere danach buddeln. Je intensiver das vorangeht, desto besser geht es dem Tier, sind die Forscher überzeugt. Das Gleiche gelte beim Nestbau: Wenn die Tiere in ihrem Käfig etwa Watte zur Verfügung bekommen, werden sie sofort anfangen, das Material zu verbauen. Tiere, die eine hohe Belastung empfinden, werden das nicht tun. Und je wohler sich ein Tier fühle, desto mehr interessiere es für die Umgebung oder pflege sich.

«Es ist notwendig, auf diesem Gebiet weiter zu forschen», betont Bettina Kränzlin. Sie ist Präsidentin der Gesellschaft für Versuchstierkunde mit Sitz in Marburg und begrüßt die bundesweiten Anstrengungen der Forscher. Seit vielen Jahren werde versucht, das Verhalten der Versuchstiere einzuordnen. Auch die Genehmigungsverfahren forderten diese Einordnung ein. Mit den Buddeltests kämen die Wissenschaftler auch weiter, wichtig seien jedoch harte biochemische Parameter. Davon gebe es nicht so viele.

Dies ist der Arbeitsgruppe um Vollmar gelungen, sie kann das Verhalten mit physiologischen Parametern in eine direkte Verbindung setzen. Einer der Werte ist das Corticosteron, ein Stresshormon, das bei Angst oder Schmerzen ausgeschüttet wird. Die Forscher konnten zeigen, dass Einschränkungen von Nestbau und Buddelverhalten mit einem erhöhten Corticosteron-Spiegel einhergehen. Die Ergebnisse aus Rostock fließen mit denen der anderen Arbeitsgruppen zusammen. Vollmar hofft, dass bis 2020 ein Katalog vorliegt, der es ermöglicht, die Belastungen von Versuchstieren objektiv einschätzen zu können.

Foto: Fotolia/Engine Images

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