Wie einschätzen, wie reduzieren? |
Brigitte M. Gensthaler |
22.11.2022 11:00 Uhr |
»Es gibt kein Patentrezept zum Umgang mit anticholinerger Last«, sagte Seidling. Wichtig sei es, auf den Patienten und seine Beschwerden, zum Beispiel häufige Harnwegsinfekte oder Mundtrockenheit, zu achten. Zu den erprobten Maßnahmen gehört es, Anticholinergika bei bestimmten Patienten zu vermeiden oder diese Medikamente möglichst abzusetzen oder auszutauschen. Hilfreich kann es sein, die Dosis anzupassen. Seidling plädierte zudem für ein Monitoring.
Ein in Heidelberg entwickelter Algorithmus empfiehlt einen gestaffelten Ablauf, um die ACB zu reduzieren. Danach ist zunächst zu prüfen, ob ein Absetzen oder Ausschleichen möglich ist. Wenn nein, kann man in der Folge eine alternative Medikation ohne oder mit geringem anticholinergen Potenzial einsetzen. Ist auch dies nicht möglich, bleibt eventuell die Option der Dosisreduktion. Bei verordneten Arzneimitteln liegt das Deprescribing beim Arzt.
Welche Arzneistoffe sind im OTC-Bereich besonders kritisch? Seidling nannte Antihistaminika der ersten Generation, Loperamid und Butylscopolamin. »Diese Arzneistoffe sollten Sie möglichst vermeiden, vor allem bei Patienten, die bereits anticholinerg belastet sind.«