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Atemwegserkrankungen

Wie der Darm die Lunge schützt

Darm-Lungen-Achse? Weil das Darmmikrobiom mit dem der Lunge kommuniziert, könnten sich durch eine orale Intervention Infekte der Atemwege beeinflussen lassen. Was zunächst ungewöhnlich klingt, stützen Forschungsergebnisse.
Elke Wolf
09.11.2021  07:00 Uhr

Auf den Stamm kommt es an

Dadurch, dass die Mikrobiomforschung heute funktioneller Natur ist, man also in Ansätzen weiß, welcher Keim welche Funktion innehat, leitet sich das Konzept ab, dass geeignete Mikroben auch im Sinne von Prävention oder Therapie eingesetzt werden können. Für Renz ganz wichtig: Nur wenige Bakterienstämme sind im Vergleich zur hohen Diversität des gastrointestinalen Mikrobioms in der Lage, das Immunsystem zu stärken und eine immunologische Wirkung zu erzielen. Häufiger sind Bakterienstämme, die die Darmbarriere stärken und einem Leaky Gut entgegenwirken können, sowie Stämme, die eine gestörte Darmflora normalisieren oder die Darmpassage regulieren. Bei der Auswahl eines Probiotikums gilt es also, aufgrund dieser stammspezifischen Wirkung auf die enthaltenen aktiven Bakterienkulturen zu achten.

Die Coronavirus-Pandemie hat die Studien zur Darm-Lungen-Achse befeuert beziehungsweise rückt das Mikrobiom als potenzielles Ziel für die Abwehr und Behandlung von Atemwegserkrankungen in den Fokus. Neu in den Apothekenregalen ist das Nahrungsergänzungsmittel Panabiotics® Immun aB21, das erstmals eine Kombination von vier aktiven Bakterienstämmen enthält, und zwar drei Stämme der Gattung Lactobacillus und ein Stamm der Gattung Pediococcus. Panabiotics gilt als erste probiotische Formulierung, für die die Wirksamkeit und Sicherheit bei ambulanten und symptomatischen Covid-19-Patienten in einer prospektiven klinischen Studie nachgewiesen wurde, berichtete Renz.

Das Studiensetting sei überzeugend, stellte der Mediziner die Daten vor, die derzeit auf einem Preprint-Server verfügbar sind. In der prospektiven, randomisierten, placebokontrollierten und vierfach verblindeten mexikanischen Studie bekamen 300 Patienten mit leichter Covid-19-Erkrankung einmal täglich die Vierer-Bakterien-Kombination verabreicht. Das reduzierte die durchschnittliche Symptomdauer im Vergleich zu Placebo von 18 auf 13 Tage. Zudem verbesserte die tägliche Einnahme sowohl die SARS-CoV-2-spezifischen IgM- als auch die SARS-CoV-2-spezifischen IgG-Spiegel an den Tagen 15 und 30 signifikant. Auch die in Röntgenbildern dokumentierte Lungenveränderung besserte sich unter Verum schneller. Ein Peer-Review-Verfahren und die Publikation dieser Daten in einem Journal haben bislang allerdings noch nicht stattgefunden.

Renz macht für die genannten Effekte die gezielte Modulation des Immunsystems durch die enthaltenen Bakterienstämme verantwortlich. Ganz neu dabei ist der Stamm L. plantarum CECT30292. Er wurde laut Renz in die Kombination aufgenommen, weil er ein Protein überexprimiert, das für die Stärkung des Immunsystems von Interesse ist. Das Bakterium enthält in seinem Genom mehrere Kopien des Gens plnG und codiert für den membranständigen Bakterizid ABC-Transporter, was ihn zu einem bevorzugten Ziel für die Erkennung durch Immunzellen macht. Die Stämme L. plantarum CECT7484 und CECT7485 produzieren verstärkt das anorganische Polymer Polyphosphat (Poly-P), bekannt für seine Darmschleimhaut stärkenden Effekte. Zusammen mit dem vierten Stamm P. acidilactici CECT7483 werden die kurzkettigen Fettsäuren Acetat, Butyrat und Propionat in großer Menge produziert, wobei es stammspezifische Unterschiede gibt. Die Fettsäuren wirken entzündungshemmend, indem sie die Interleukin-8-Synthese reduzieren und Immunglobulin A induzieren. Das von den Stämmen produzierte Acetylcholin bindet an alpha-7-Nicotinrezeptoren, hemmt das Zytokin Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-alpha) und trägt damit ebenfalls zur Reduzierung von Entzündungsreaktionen im Darm bei.

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