Wie bedrohlich ist die Vogelgrippe? |
Theo Dingermann |
03.07.2024 16:20 Uhr |
Durch die Infektion der Euter gelangt das Virus auch in die Milch. In den USA sind H5N1-Bestandteile in einem signifikanten Anteil der in den Supermärkten angebotenen Milchprodukten nachweisbar. Dabei gilt pasteurisierte Milch zwischenzeitlich als unbedenklich, wie die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA aktuell bestätigt.
Gemeinsam mit ihren Partnern im US-Landwirtschaftsministerium berichtet die FDA über die Ergebnisse einer Studie, mit der die Wirksamkeit der Pasteurisierung zur Inaktivierung des hochpathogenen H5N1-Vogelgrippevirus in Flüssigmilch und anderen aus pasteurisierter Milch hergestellten Milchprodukten überprüft wurde. Die Studie ist zur Publikation im »Journal of Food Protection« eingereicht, befindet sich aber noch im Begutachtungsprozess.
In diesem Zusammenhang betont die FDA zum wiederholten Male, keine Milch zu verzehren, die nicht pasteurisiert wurde, da diese mit krankmachenden Erregern kontaminiert sein kann und in der Vergangenheit mit zahlreichen lebensmittelbedingten Krankheitsausbrüchen in Verbindung gebracht wurde. Ob das H5N1-Virus durch den Verzehr von Rohmilch und daraus hergestellten Produkten auf den Menschen übertragen werden kann, wisse man allerdings derzeit noch nicht. Dass allerdings nicht pasteurisierte Rohmilch eine Ansteckungsquelle für H5N1 sein kann, belegen die bereits erwähnten Fälle von Infektionen bei Farm-Katzen.
Auf den Risikolisten für eine Vogelgrippe-Zoonose liege das H5N1-Virus allerdings derzeit »nur« im Mittelfeld, betont Beer. Eine größere Gefahr gehe von H7N9 aus, das in seltenen Fällen bereits von Mensch zu Mensch übertragen wurde, so der Experte. Auch von dem H5N6-Virus, das ebenfalls bereits Menschen infiziert hat, sowie von einigen Schweineinfluenza-H1N1-Viren, gehe nach aktueller Einschätzung ein größeres zoonotisches Risiko aus.
Wirklich hören wollen das derzeit nur wenige. Noch wirken die Erfahrungen aus der Coronaviruspandemie nach, wobei man sich nicht des Eindrucks erwehren kann, dass Vorwürfe und Schuldzuweisungen deutlich stärker im Vordergrund stehen als die Erarbeitung von Learnings, die im Falle einer erneuten Pandemie ausschlaggebend sein könnten.