Wichtige Akteure des Eisenstoffwechsels |
Annette Rößler |
18.04.2024 07:00 Uhr |
Blässe und Müdigkeit können auf einen Eisenmangel hindeuten. Besonders häufig sind Frauen im gebärfähigen Alter betroffen. / Foto: Getty Images/Maskot
Eisen ist ein essenzielles Spurenelement, von dem ein Erwachsener pro Tag etwa 1 bis 2 g über die Nahrung aufnimmt und ungefähr ebenso viel über abgeschilferte Hautzellen und kleine Blutverluste wieder ausscheidet. Ist die Ausscheidung erhöht, etwa durch starke Menstruationsblutungen, oder die Aufnahme reduziert, etwa durch eisenarme Kost oder bei Zöliakie, kann ein Eisenmangel entstehen. Eine weitere mögliche Ursache hierfür sind chronisch-entzündliche oder maligne Erkrankungen. Sie führen zu einem Eisenmangel, da sie die Bildung des Peptidhormons Hepcidin in der Leber anregen, das die Aufnahme von Eisen aus dem Darm blockiert.
Im Körper liegt der Großteil des Eisens in Form von Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff, vor (etwa 70 Prozent). Eisen im Muskeleiweiß Myoglobin hat einen Anteil von circa 12 Prozent am Körpereisen und der Rest ist sogenanntes Depoteisen. Mengenmäßig kaum ins Gewicht fällt der Anteil von Eisen, das in diversen Enzymen enthalten ist, unter anderem in den Cytochrom-P-450-Enzymen der Leber.
Freies Eisen kann leicht zwischen seiner zweiwertigen und dreiwertigen Form wechseln und so als Elektronenüberträger fungieren. Das ist unerwünscht, da es zur Bildung von Sauerstoffradikalen beiträgt. Deshalb ist Depoteisen oder auch Speichereisen an Eiweiße gebunden. Deren wichtigstes ist Ferritin. Transportiert wird Eisen gebunden an Transferrin.
Um den Eisenstatus zu beurteilen, ist die Bestimmung des freien Eisens im Blut ungeeignet, denn dieser Wert unterliegt abhängig von der Ernährung und der Tageszeit starken Schwankungen. Die Referenzwerte, die der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten angibt, haben daher auch große Spannweiten: Frauen 50 bis 150 µg/dl (9 bis 27 µmol/l) und Männer 50 bis 160 µg/dl (9 bis 29 µmol/l). Laut der Onkopedia-Leitlinie »Eisenmangel und Eisenmangelanämie« ist die Bestimmung des freien Eisens für die Diagnostik eines Eisenmangels (siehe Kasten) obsolet.
Abhängig vom Schweregrad eines Eisenmangels werden drei Stadien unterschieden: Speichereisenmangel (Stadium I), eisendefizitäre Erythropoese (Stadium II) und Eisenmangelanämie (Stadium III). Laut Onkopedia-Leitlinie besteht erst ab Stadium II eine Indikation zur Eisengabe – mit wenigen Ausnahmen: Schwangere, dialysepflichtige Patienten, Hochleistungssportler und Patienten, die nach einer behandelten Eisenmangelanämie erneut einen Speichereisenmangel entwickeln, sollten bereits im Stadium I Eisensupplemente einnehmen.
Stattdessen werden bei Verdacht auf Eisenmangel Werte bestimmt, die Rückschlüsse auf den Füllstand der Eisenspeicher, die Menge des zur Verfügung stehenden Eisens und den Hämoglobingehalt der Erythrozyten zulassen. Auffälligkeiten bei bestimmten Parametern erlauben eine Abgrenzung einerseits des Schweregrads und andererseits auch möglicher Ursachen eines Eisenmangels.
Bei einem Eisenmangel sind die roten Blutkörperchen kleiner und blasser (hypochrom) als normal. / Foto: Getty Images/Ed Reschke
Normwerte für das Hämoglobin sind 12,3 bis 15,3 g/dl (7,6 bis 9,4 mmol/l) bei Frauen und 14,0 bis 17,5 g/dl (8,6 bis 10,8 mmol/l) bei Männern. Die Menge des Hämoglobins in einem Erythrozyten wird als mittlerer korpuskulärer Hämoglobingehalt (MCH) bezeichnet, das durchschnittliche Volumen eines Erythrozyten als mittleres korpuskuläres Volumen (MCV). Die Normwerte liegen bei 28 bis 33 pg für den MCH und bei 80 bis 96 fl für das MCV. Beide Werte sind bei Eisenmangel erniedrigt. Durch den geringen Hämoglobingehalt sind die Erythrozyten zudem blasser als gewöhnlich. Solche hypochromen Erythrozyten sollten einen Anteil von weniger als 2,5 Prozent an der Gesamtzahl der roten Blutkörperchen haben.
Retikulozyten sind frisch gebildete, noch unreife Erythrozyten. Auch sie können von modernen Blutbildgeräten hinsichtlich ihres Volumens und ihres Hämoglobingehalts (Content of Hemoglobin in Reticulocytes, CHr) ausgewertet werden. Der CHr-Wert ist für bestimmte Fragestellungen noch aussagekräftiger als der MCH, da er nur die gerade erst gebildeten Erythrozyten berücksichtigt. Er sollte ≥ 28 pg betragen.