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Management-Vordenker Peter Kreuz
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»Wertschätzung heißt nicht loben, sondern zuhören«

Routine ist der natürliche Feind von Begeisterung. Das stellt der Redner und Autor Dr. Peter Kreuz klar. Seit mehr als 20 Jahren motiviert er Unternehmen, anderes zu denken, insbesondere in Zeiten der Veränderung. Im PZ-Interview gibt der Sozial- und Wirtschaftswissenschafter Tipps und stellt seine Visionen für Apotheken vor.
AutorKontaktJennifer Evans
Datum 25.11.2025  07:00 Uhr

PZ: Warum verlieren Menschen ihre Arbeitslust?

Kreuz: Weil sie das Gefühl haben, nur noch zu funktionieren. Wenn der Sinn fehlt, wenn jeden Tag dasselbe Programm abläuft und jede Neugier unter der Routine erstickt, dann geht das Feuer aus. Routine ist der natürliche Feind von Begeisterung. Gerade in Apotheken sehe ich das oft. Der Tag ist eng getaktet: Rezepte, Beratung, Lieferengpässe. Da bleibt wenig Raum zum Durchatmen. Aber Lust entsteht aus Selbstwirksamkeit, aus dem Gefühl: ‚Hey, ich kann hier wirklich was bewegen!‘ Wer Freiraum bekommt und merkt, dass seine Ideen zählen, der brennt wieder. Dann ist Arbeit kein Muss mehr, sondern ein Stück Lebendigkeit.

PZ: Wie findet man als Angestellter in der Apotheke zurück zur ursprünglichen Leidenschaft für den Job?

Kreuz: Indem man sich erinnert, warum man das Ganze überhaupt einmal angefangen hat. Apotheker und Apothekerinnen leisten jeden Tag einen echten Beitrag zur Gesundheit anderer Menschen. Das ist zutiefst sinnstiftend. Aber im Alltag verliert man das leicht aus den Augen. Wenn man sich aber bewusst macht: Jedes Gespräch, jede kleine Beratung kann wirklich den Unterschied machen, kehrt der Sinn zurück. Und mit dem Sinn kommt auch die Leidenschaft wieder.

PZ: Nicht jeder, der weiß, was ihm Freude bereitet, kann auch seine Stärken auf den Punkt bringen. Wie gelingt das?

Kreuz: Stärken liegen oft im toten Winkel. Das bedeutet, wir halten das, was uns leichtfällt, für selbstverständlich und übersehen es. Deshalb ist Feedback so wertvoll. Gerade im Apothekenteam sehen andere oft viel klarer, worin man wirklich gut ist. Ob in Beratung, Organisation oder in der Rezeptur. Wenn Kollegen oder Kunden sagen: ‚Das kannst du richtig gut‘, sollte man zuhören. Das ist keine Eitelkeit, sondern ein Wegweiser. Menschen erkennen ihre Stärken oft erst, wenn man sie ihnen spiegelt.

Menschen wachsen dort, wo sie dürfen – nicht, wo sie müssen

PZ: Wenn der Mitarbeiter in seinem Element ist, passt sein Engagement vielleicht nicht zu den Vorstellungen des Chefs. Wie lässt sich das Dilemma lösen?

Kreuz: Wo Leidenschaft auf Hierarchie trifft, knistert’s – und das ist gut so. Reibung ist Energie. Entscheidend ist, sie zu nutzen, statt sie zu vermeiden. Beide Seiten können voneinander lernen: Mitarbeiter, wie man Ideen besser rüberbringt. Apothekenleiter, wie man Freiraum zulässt. Wenn das gelingt, entsteht keine Anpassung, sondern Entwicklung. Aus Reibung wird Bewegung und die bringt frischen Wind in den Betrieb.

PZ: Wie kann eine Führungskraft in der Apotheke das Talent eines Teammitglieds erkennen und dessen volles Potenzial hervorlocken?

Kreuz: Ganz einfach: durchs Hinschauen. Eine gute Apothekenleitung merkt, wann jemand aufblüht, bei welchen Aufgaben er oder sie Energie bekommt, Verantwortung übernimmt, Ideen einbringt. Das sind die Momente, in denen Potenzial sichtbar wird. Und dann heißt es: fördern, Freiraum geben, echtes Interesse zeigen. Menschen wachsen dort, wo sie dürfen. Nicht dort, wo sie müssen.

PZ: Wie viel Freiheit braucht die Teamführung in der Apotheke?

Kreuz: Freiheit ohne Richtung ist Chaos. Aber Führung ohne Freiheit? Das ist Kontrolle. Die Mischung macht’s. Führung heißt: klarer Rahmen und klare Verantwortung. Und innerhalb dieser Leitplanken so viel Freiheit wie möglich. Mitarbeiter in Apotheken brauchen Orientierung, aber keine Gängelung. Wenn das Ziel klar ist, dürfen die Wege dorthin unterschiedlich sein. Vertrauen ist keine Schwäche – es ist Reife in Aktion.

Titel beeindrucken niemanden mehr – Haltung schon

PZ: Wie kann eine Apothekenleiterin oder ein Apothekenleiter seine Mitarbeiter halten?

Kreuz: Menschen verlassen keine Jobs, sie verlassen Umfelder, in denen sie sich nicht gesehen fühlen. Das ist der Punkt. Wer Mitarbeiter halten will, muss echtes Interesse zeigen. Und Wertschätzung heißt nicht loben, sondern zuhören. Wenn jemand spürt: ‚Ich bin hier wichtig – mit dem, was ich kann und denke‘, dann entsteht Bindung. Nicht durch Verträge, sondern durch Verbundenheit.

PZ: Womit kann man bei der neuen Generation punkten?

Kreuz: Mit Echtheit. Junge Menschen spüren sofort, ob jemand echt ist oder nur Führung spielt. Sie wollen keine Chefs, sie wollen Menschen mit Haltung. Gerade in Apotheken, wo Menschlichkeit tagtäglich zählt, sind Glaubwürdigkeit, Offenheit und echtes Interesse die neue Autorität. Titel beeindrucken niemanden mehr – Haltung schon.

PZ: Kreativität klingt immer gut. Aber wie entstehen konkret neue Ideen und Geschäftsmodelle in Apotheken?

Kreuz: Garantiert nicht am Schreibtisch. Kreativität beginnt, wenn man den Blickwinkel wechselt – durch die Brille des Kunden, des Kollegen, des Querdenkers. Viele gute Ideen entstehen genau dort, wo unterschiedliche Sichtweisen aufeinandertreffen. Vielfalt ist kein Nice-to-have, sondern Treibstoff für Innovation. Frische Gedanken brauchen Reibung – und die gibt’s nicht in der Komfortzone.

Authentizität und Zugewandtheit sind die besten Marken, die eine Apotheke haben kann

PZ: Wie kann das Apothekenteam selbst den neuen Wind im Betrieb erleben?

Kreuz: Neuer Wind lässt sich nicht verordnen, man muss ihn spüren. Wenn alle mitreden dürfen, Ideen ausprobieren, kleine Experimente wagen, dann passiert was. Es geht gar nicht um große Revolutionen, sondern um dieses Gefühl: ‚Wir bewegen hier wirklich was.‘ In der Apotheke geht es oft um Details – aber genau da kann Veränderung anfangen. Ein neues Beratungsformat, eine andere Art der Kommunikation, ein besseres Miteinander. Veränderung, die von innen kommt, fühlt sich nie bedrohlich an, sondern lebendig.

PZ: Nicht jeder Mitarbeiter hat Lust auf Veränderung. Wie begeistert die Führungskraft oder das Team ihn dafür?

Kreuz: Menschen lassen sich nicht verändern, aber sie lassen sich einladen. Wer Mitarbeiter wirklich beteiligt, weckt Verantwortung. Beteiligung erzeugt Identifikation. Widerstand entsteht meist dort, wo über Köpfe hinweg entschieden wird. Wenn man stattdessen fragt: ‚Wie würdet ihr’s machen?‘, bekommt man keine Bremser, sondern Mitgestalter. Und dann wird Mitmachen kein Muss, sondern ein ‚Ich will dabei sein‘.

PZ: Wie merkt die Kundschaft, dass eine Apotheke anders tickt als die anderen?

Kreuz: Das spürt man sofort. In der Atmosphäre, im Ton, in den Gesichtern. In einer Apotheke, die anders tickt, herrscht echte Energie: Interesse statt Routine, Zuhören statt Abfertigung, echtes Lächeln statt Floskel.

Haltung kann man nicht ins Regal stellen, aber sie ist in jedem Gespräch spürbar. Authentizität und Zugewandtheit – das sind die besten Marken, die eine Apotheke haben kann.

Kooperation ist kein Verlust, sondern ein Gewinn

PZ: Wie lassen sich Apotheken in der Region anstiften, sich ebenfalls zu verändern oder sogar motivieren, sich für innovative Ideen zusammenzuschließen?

Kreuz: Alleine etwas zu verändern, ist schwer. Gemeinsam wird’s leichter und spannender. Wenn Apotheken sich austauschen, Ideen teilen, voneinander lernen, entsteht Bewegung. Kooperation ist kein Verlust, sondern ein Gewinn. So setzt man gemeinsam neue Standards. Veränderung braucht Mut, klar. Aber noch mehr braucht sie Gemeinschaft. Denn gemeinsam hat man Rückenwind. Auch – und gerade in – herausfordernden Zeiten.

PZ: Wenn Sie eine Apotheke leiten würden, wie sähe die aus?

Kreuz: Ich würde versuchen, sie völlig neu zu denken. Und ehrlich gesagt – ich wäre mir über den Erfolg alles andere als sicher. Aber genau das reizt mich. In Los Angeles habe ich einmal das Café Legal Grind besucht. Dort haben Baristas nicht nur Cappuccino serviert, sondern waren ausgebildete Juristen. Kaffee und Rechtsberatung – zwei Welten, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben – und gerade deshalb spannend sind.

Ich würde also überlegen: Wie ließe sich eine Apotheke mit einer anderen Branche kombinieren. So, dass etwas entsteht, das Menschen überrascht, begeistert und hängen bleibt. Eine Apotheke, die mehr ist als ein Ort der Gesundheitsberatung – vielleicht kombiniert mit einem modernen Bistro, das auf gesunde Ernährung, ‚Food as Medicine‘ und innovative Functional Food-Menüs spezialisiert ist. Ein Ort, an dem man Vitamin-Shots und probiotische Bowls direkt erleben kann. Und der genau deshalb in Erinnerung bleibt.

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