Wer rettet die Apotheken? |
Christina Hohmann-Jeddi |
14.02.2025 11:32 Uhr |
Im Thüringer Apothekerhaus diskutierten Kommunalpolitiker von sechs Parteien (von links): Wolfgang Lauerwald (AfD), PZ-Chefredakteur Alexander Müller, Lena Saniye Güngör (Linke), Christoph Zippel (CDU), Madeleine Henfling (Grüne), Robert-Martin Montag (FDP) und Juliane Hein (BSW). / © LAKT/ Jacob Schröter
Das Thema Gesundheit kommt im aktuellen Wahlkampf zu kurz, findet die Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT). Sie organisierte daher eine »Wahlarena Gesundheit«, bei der die großen Parteien vorstellen konnten, wie die Zukunft des Gesundheitssystems und die Rolle der Apotheken aussehen könnten. Hierzu hatte die LAKT zusammen mit dem Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) und dem Bundesverband PTA (BVpta) Kommunalpolitiker der sieben großen Parteien zu einer Diskussionsrunde am 12. Februar in Erfurt eingeladen.
Moderiert wurde die hybride Veranstaltung, an der auch etwa 200 Personen online teilnahmen, von PZ-Chefredakteur Alexander Müller. Der Tenor: Die öffentliche Apotheke ist ein wichtiger Teil des Gesundheitssystems und könnte noch ein größere Rolles spielen – da waren sich die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien weitgehend einig.
Auch die drängenden Probleme der Apothekerschaft wie unzureichende Honorierung und Nachwuchsmangel wurden erkannt, die Lösungsansätze sahen aber unterschiedlich aus. So plant die CDU/CSU-Fraktion, die Apotheken in das Sofortprogramm der neuen Regierung aufzunehmen, falls die CDU in Regierungsverantwortung käme. »Es gibt einige Themen, die so drängend sind, dass sie sofort angegriffen werden müssen«, sagte dazu Christoph Zippel (CDU) in Erfurt. Dazu zähle auch die Daseinsvorsorge und eben das Apothekensystem. Von der Landesebene aus werde sich die Thüringer CDU für eine Besserstellung der Vergütung einsetzen, darauf hätten die Apotheken nach all den Jahren ohne Anpassung einen Anspruch. Ein großer Teil der Apotheken fahre inzwischen defizitär, das sei »ein unhaltbarer Zustand«, so Zippel.
Auch die Vertreter der anderen Parteien sprachen sich für eine Verbesserung der Apothekenhonorierung aus: So berichtete etwa Robert-Martin Montag (FDP) von Vorschlägen seiner Partei, das Fixum um 10 Euro zu erhöhen, eine Dynamisierung und »ein paar zusätzliche Komponenten« einzuführen, wie etwa Pharmazeutische Dienstleistungen besser zu bezahlen und auszuweiten. Er erinnerte daran, dass die letzte Anpassung des Fixums in einem FDP-geführten Ministerium unter Daniel Bahr erfolgte. Bezahlen ließen sich die Anpassungen mit der Beseitigung von Ineffizienzen im Gesundheitssystem. Apotheken sollten ausfinanziert werden, auch ohne Klärung der Skonto-Frage.
Lena Saniye Güngör (Die Linke) sprach sich für eine regelgebundene Dynamisierung des Apothekenhonorars aus, die die Partei auch in den Antworten auf die sogenannten »Wahlprüfsteine« gefordert hatte, und die ihrer Ansicht nach an die Inflation gebunden werden könnte. Insgesamt müssten Apotheken auskömmlich finanziert sein, dann schlage sich dies letztlich auch auf die Gehälter der Angestellten nieder. Sie forderte auch – als Einzige – ein Verbot des Rx-Versandhandels.
Eine Apothekenförderung sei wichtig, aber Offizinen auf dem Land benötigten auch Personal, betonte Madeleine Henfling von Bündnis 90/Die Grünen. Hier sei es insgesamt hilfreich, die weichen Standortfaktoren auf dem Land zu verbessern und in Infrastruktur, Kitas, Schulen und den öffentlichen Nahverkehr zu investieren. Auch die Grünen fordern in ihren Antworten auf die »Wahlprüfsteine« ein Sofortprogramm für Apotheken, um die wirtschaftliche Grundlage der Apotheken rasch zu stabilisieren.
Wolfgang Lauerwald (AfD) sieht in der unzureichenden Honorierung in Apotheken »nur eines von vielen Problemen«. Gravierender seien die mangelnde Wertschätzung für den Berufsstand von Seiten der Politik und der Mangel an Vertrauen in die Politik. Als niedergelassener Arzt könne er nachvollziehen, was es bedeutet, wenn die staatliche Regulierung den Heilberuflern die Luft abschneide. Man sollte mehr Vertrauen in die Apotheker und Ärzte setzen und den »Kontrollwahn« zurückfahren.
Konkrete Pläne zum Apothekensystem oder der Honorierung der Partei Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) konnte die BSW-Vertreterin Juliane Hein nicht vorstellen. Es sei »megaschade«, dass die noch junge Partei die Apotheken bislang nicht stärker im Fokus habe, sagte die Apothekerin aus Erfurt, die versucht, in den Bundestag einzuziehen. Dort will sie sich für die wohnortnahe, inhabergeführte Apotheke stark machen.
Für die SPD stellte Moderator Müller die Pläne zur Honorierung vor, da die geladene SPD-Politikerin Tina Rudolph kurzfristig ausgefallen war. Die Partei stünde einer Dynamisierung offen gegenüber, sie wolle aber Verhandlungen zwischen dem Deutschen Apothekerverband und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung und keine automatische Anpassung anhand anderer Faktoren.
Alle vier Jahre wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Wir berichten mit Blick auf die Gesundheitspolitik und die Auswirkungen für die Apotheken.