Pharmazeutische Zeitung online
Apothekerkammer Thüringen

Wer rettet die Apotheken?

Was haben die Parteien mit dem Gesundheitswesen und speziell mit den Apotheken nach der Bundestagswahl vor? Das wurde bei der »Wahlarena Gesundheit« am Mittwoch in Erfurt besprochen. 
Christina Hohmann-Jeddi
14.02.2025  11:32 Uhr

Das Thema Gesundheit kommt im aktuellen Wahlkampf zu kurz, findet die Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT). Sie organisierte daher eine »Wahlarena Gesundheit«, bei der die großen Parteien vorstellen konnten, wie die Zukunft des Gesundheitssystems und die Rolle der Apotheken aussehen könnten. Hierzu hatte die LAKT zusammen mit dem Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) und dem Bundesverband PTA (BVpta) Kommunalpolitiker der sieben großen Parteien zu einer Diskussionsrunde am 12. Februar in Erfurt eingeladen.

Moderiert wurde die hybride Veranstaltung, an der auch etwa 200 Personen online teilnahmen, von PZ-Chefredakteur Alexander Müller. Der Tenor: Die öffentliche Apotheke ist ein wichtiger Teil des Gesundheitssystems und könnte noch ein größere Rolles spielen – da waren sich die Vertreterinnen und Vertreter der Parteien weitgehend einig.

Auch die drängenden Probleme der Apothekerschaft wie unzureichende Honorierung und Nachwuchsmangel wurden erkannt, die Lösungsansätze sahen aber unterschiedlich aus. So plant die CDU/CSU-Fraktion, die Apotheken in das Sofortprogramm der neuen Regierung aufzunehmen, falls die CDU in Regierungsverantwortung käme. »Es gibt einige Themen, die so drängend sind, dass sie sofort angegriffen werden müssen«, sagte dazu Christoph Zippel (CDU) in Erfurt. Dazu zähle auch die Daseinsvorsorge und eben das Apothekensystem. Von der Landesebene aus werde sich die Thüringer CDU für eine Besserstellung der Vergütung einsetzen, darauf hätten die Apotheken nach all den Jahren ohne Anpassung einen Anspruch. Ein großer Teil der Apotheken fahre inzwischen defizitär, das sei »ein unhaltbarer Zustand«, so Zippel.

Auch die Vertreter der anderen Parteien sprachen sich für eine Verbesserung der Apothekenhonorierung aus: So berichtete etwa Robert-Martin Montag (FDP) von Vorschlägen seiner Partei, das Fixum um 10 Euro zu erhöhen, eine Dynamisierung und »ein paar zusätzliche Komponenten« einzuführen, wie etwa Pharmazeutische Dienstleistungen besser zu bezahlen und auszuweiten. Er erinnerte daran, dass die letzte Anpassung des Fixums in einem FDP-geführten Ministerium unter Daniel Bahr erfolgte. Bezahlen ließen sich die Anpassungen mit der Beseitigung von Ineffizienzen im Gesundheitssystem. Apotheken sollten ausfinanziert werden, auch ohne Klärung der Skonto-Frage.

Lena Saniye Güngör (Die Linke) sprach sich für eine regelgebundene Dynamisierung des Apothekenhonorars aus, die die Partei auch in den Antworten auf die sogenannten »Wahlprüfsteine« gefordert hatte, und die ihrer Ansicht nach an die Inflation gebunden werden könnte. Insgesamt müssten Apotheken auskömmlich finanziert sein, dann schlage sich dies letztlich auch auf die Gehälter der Angestellten nieder. Sie forderte auch – als Einzige – ein Verbot des Rx-Versandhandels.

Eine Apothekenförderung sei wichtig, aber Offizinen auf dem Land benötigten auch Personal, betonte Madeleine Henfling von Bündnis 90/Die Grünen. Hier sei es insgesamt hilfreich, die weichen Standortfaktoren auf dem Land zu verbessern und in Infrastruktur, Kitas, Schulen und den öffentlichen Nahverkehr zu investieren. Auch die Grünen fordern in ihren Antworten auf die »Wahlprüfsteine« ein Sofortprogramm für Apotheken, um die wirtschaftliche Grundlage der Apotheken rasch zu stabilisieren. 

Wolfgang Lauerwald (AfD) sieht in der unzureichenden Honorierung in Apotheken »nur eines von vielen Problemen«. Gravierender seien die mangelnde Wertschätzung für den Berufsstand von Seiten der Politik und der Mangel an Vertrauen in die Politik. Als niedergelassener Arzt könne er nachvollziehen, was es bedeutet, wenn die staatliche Regulierung den Heilberuflern die Luft abschneide. Man sollte mehr Vertrauen in die Apotheker und Ärzte setzen und den »Kontrollwahn« zurückfahren.

Konkrete Pläne zum Apothekensystem oder der Honorierung der Partei Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) konnte die BSW-Vertreterin Juliane Hein nicht vorstellen. Es sei »megaschade«, dass die noch junge Partei die Apotheken bislang nicht stärker im Fokus habe, sagte die Apothekerin aus Erfurt, die versucht, in den Bundestag einzuziehen. Dort will sie sich für die wohnortnahe, inhabergeführte Apotheke stark machen.

Für die SPD stellte Moderator Müller die Pläne zur Honorierung vor, da die geladene SPD-Politikerin Tina Rudolph kurzfristig ausgefallen war. Die Partei stünde einer Dynamisierung offen gegenüber, sie wolle aber Verhandlungen zwischen dem Deutschen Apothekerverband und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung  und keine automatische Anpassung anhand anderer Faktoren.

Stärkung des ländlichen Raums

In der Diskussion wurde auch deutlich, dass alle Parteien zum einen die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum und zum anderen die Berufsbilder von Pharmazeuten und PTA stärken wollen. Für Ersteres gibt es in Thüringen seit 2023 eine Niederlassungsförderung für Apotheken, die in ländlichen Regionen entstehen oder übernommen werden sollen. Insgesamt sei man stolz auf dieses Instrument, betonte Montag (FDP), auch wenn man mit der Umsetzung noch nicht ganz zufrieden sei und eventuell noch Anpassungen nötig würden.

Güngör (Linke) wies darauf hin, dass es Probleme gebe, den Nachwuchs in Thüringen zu halten. »Wir haben geringe Klebeeffekte.« Pharmaziestudierende, aber auch PTA-Schülerinnen und -Schüler verließen nach Abschluss ihrer Ausbildung häufig das Bundesland. »Wir müssen dahin, dass Thüringen keine Notlösung ist.« Sorgen macht sie sich in dieser Hinsicht um Standortnachteile durch rassistisches Gedankengut der AfD, das Arbeitnehmer aus Thüringen vertreiben könnte.

Beruf muss attraktiver werden

Aber Personal kann nicht nur räumlich, sondern auch in andere Branchen abwandern. Für die Diskutierenden war daher klar, dass der Arbeitsplatz Apotheke wieder attraktiver werden muss, was zum einen durch Verbesserung der Gehälter, aber auch durch Stärkung der Berufsbilder von Pharmazeuten und PTA erreicht werden kann. So wünschen sich die Pharmaziestudierenden eine Ausweitung der pharmazeutischen Dienstleistungen und Aufgaben wie etwa zusätzliche Impfungen in Apotheken oder die Möglichkeit von Verschreibungen im Sine von »prescribing pharmacists«, berichtete Moderator Müller.

Während die meisten Vertreter der Parteien sich eine Ausweitung der Kompetenzen vorstellen konnten, hat die FDP bereits konkrete Pläne. »Wir haben ein klares Konzept, das langfristig auf eine andere Rolle der Apotheken im System zielt«, sagte Montag. Die Berufsbilder von PTA und Pharmazeuten sollten nach dem Prinzip »Wer was kann, darf das auch machen« angepasst werden. Apotheken sollten ihr alleiniges Augenmerk nicht mehr auf die Arzneimittel-Abgabe legen, sondern sie sollten eine wichtige Rolle in der Primärversorgung spielen. Das ist im Sinne der Apothekerschaft, die beim Deutschen Apothekertag in München im vergangenen Jahr einen entsprechenden Antrag beschlossen hatte

Das sieht Mediziner Lauerwald (AfD) anders und wandte sich gegen eine Verschiebung von ärztlichen Tätigkeiten hin in die Apotheke. So gehört das Impfen seiner Ansicht nach in die Hand der Ärzte. Schnelltests könnten in Apotheken angeboten werden, aber wenn sich aus den Ergebnissen therapeutische Konsequenzen ableiten, wären Apotheker überfordert.

LAKT-Präsident Ronald Schreiber zeigte sich mit Aussagen in der Diskussionsrunde und in den Wahlprogrammen der Parteien zu den Apotheken zufrieden: »Wir können von dem neuen Bundestag viel erwarten.« Speziell für Thüringen sieht er den Neubau des Pharmazeutischen Instituts in Jena als ein zentrales Thema, um dem Nachwuchsmangel zu begegnen.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa