Wer kümmert sich um ausgebrannte Apotheker? |
Jennifer Evans |
09.01.2023 09:00 Uhr |
Auch viele Apothekerinnen und Apotheker hätten versucht, den mentalen Stress auszugleichen, bemerkte Catriona Bradley in ihrem Vortrag beim FIP-Kongress. Sie ist die geschäftsführende Direktorin des Irischen Instituts für Pharmazie. Allerdings hätten die Pharmazeuten den Umgang mit der Belastung in der Regel selbst in die Hand genommen, zum Beispiel mit Spaziergängen, Yoga oder Schlaf. Kaum einer hat Bradley zufolge aber professionelle Hilfe aufgesucht. Dabei sei es so wichtig, sogenannte Resilienz-Strategien zu kennen und einsetzen zu können, sagte sie. In ihren Augen hätte es für die ausgebrannten Pharmazeuten in der Krise deutlich mehr gezielte Hilfe geben müssen etwa durch Webinare, Mentoring-Programme oder über einen Austausch in Netzwerken. Für Bradley stellt sich auch die Frage, was die Berufsorganisationen der Apotheker zur Unterstützung hätten tun können?
Bradley ging das Problem schließlich selbst an und rief einen Podcast ins Leben, in dem sie mit Gästen aus der Apothekenbranche über ihre Erfahrungen beim Aufbau von Resilienz spricht. Darin schneidet sie unter anderem Themen wie Angst, Stress, Burnout, persönliche Krankheiten und Trauerfälle an. Auch gibt es in den Gesprächen Ratschläge zur Bewältigung arbeitsbezogener Probleme sowie zu schwierigen Patientenbegegnungen und zur Teamleitung.
Auch in den USA hat man das Problem erkannt. Die Apothekenkette CVS will das während der Covid-19-Pandemie ausgebrannte Personal entlasten. Prem Shah, Co-Präsident von CVS Pharmacy, sagte kürzlich gegenüber dem gesundheitspolitischen Nachrichtenportal »Fierce Healthcare«, das Unternehmen habe »einen Schwerpunkt auf den Umgang mit dem Burnout von Apothekern gelegt«.
Ziel ist es demnach, die Hauptbelastungspunkte der täglichen Arbeit zu beseitigen. Shan nannte etwa das Managen doppelter Warteschlangen am HV-Tisch sowie für Impfungen. Eine weitere Strategie von CVS sei es, für die Apothekerinnen und Apothekern grundsätzlich mehr freie Kapazitäten zu schaffen, damit sie ihre Expertise besser in das Gesundheitswesen einbringen können. Davon erhofft sich Shan nach eigenen Angaben auch zufriedenere Mitarbeiter. Generell sind die US-Pharmazeuten nämlich bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.