Wenn zu viele Puzzleteile fehlen |
Daniela Hüttemann |
25.07.2023 13:45 Uhr |
Wirkliche wirtschaftliche Skalierungseffekte seien allerdings gemäß Handelslehre erst ab 50 Filialen und mehr zu erwarten. »Das würde aber das Prinzip der Eigenverantwortung konterkarieren«, so Kaapke. Er warnte auch davor, andere Betriebsformen als den eingetragenen Kaufmann und die OHG zuzulassen. Zuletzt hatte es auch aus Teilen der Apothekerschaft Forderungen gegeben, Apotheken als GmbH führen zu dürfen, vor allem um für jüngere Pharmazeuten, die flexibler und weniger arbeiten wollen, die Selbstständigkeit attraktiver zu machen. Viel wichtiger ist es aus Kaapkes Sicht, dass der Staat für eine ausreichende Honorierung sorgt, damit die Apotheken die ihnen anvertrauten Leistungen in der gewünschten Qualität leisten können.
»Wenn die Apothekerschaft gezwungen ist, immer mehr zu skalieren, weil die Honorierung nicht ausreicht, haben die Gesundheitspolitiker ihr eigenes System nicht verstanden«, so Kaapke und erinnerte an die mehr als 20 Gesundheitsreformen der vergangenen Jahre, von denen viele in erster Linie Spargesetze waren. So hält Kaapke auch wenig von Rabattverträgen. Hier solle man doch lieber auf die Beratungskompetenz der Apotheker setzen. »Geben wir dem Berufsstand doch die vollen Kompetenzen, seine Kenntnisse auch auszuspielen, statt ihn am Gängelband zu halten«, meint Kaapke mit Blick auf die Apothekenbetriebsordnung. All die detaillierten Regelungen müssten im Alltag noch umsetzbar sein und sollten durch die Aufsicht nicht übergedeutet werden – das mache das Überleben nicht einfacher und sei eine viel entscheidendere Frage als die Zulassung der GmbH als Betriebsform.
Der Apothekenmarkt-Experte warnte allerdings auch davor, bei der Politik mit dem »Apothekensterben« zu argumentieren. Ökonomisch betrachtet sei dies nur eine »Marktbereinigung«. »Wenn man damit argumentieren will, muss man vorher definieren, wie viele Apotheken das Land braucht« – und das haben sich bislang weder die Standesvertretung noch die Politik getraut.
Kaapke hält das derzeitige System der Arzneimittelversorgung immer noch für das Beste. »Keine Bundesregierung hat bislang bewiesen, dass ein anderes System effizienter wäre.« Generell sei Gesundheit nicht budgetierbar – das müsse die Politik endlich begreifen.
Und was kann nun die einzelne Apotheke tun, um sich auch in Zukunft gut aufzustellen? Kaapke nannte vier Punkte: den eigenen Werten treu bleiben; das, was man sagt, auch wirklich leben; Änderungsbereitschaft zeigen, um mit der Zeit gehen zu können und am wichtigsten: Leidenschaft für seinen Beruf und die Patienten zeigen.