Wenn die mukosale Toleranz versagt |
Laura Rudolph |
16.01.2024 14:00 Uhr |
Doch warum reagieren manche Menschen beispielsweise allergisch auf Erdnussprotein, während andere die Nüsse problemlos verzehren können? Die spannende Frage, warum einige Individuen verstärkt allergisch auf bestimmte, harmlose Fremdantigene reagieren, während andere denselben Stoff tolerieren, sei komplex und bislang noch nicht ausreichend geklärt, betonte Vollmar. »Das individuelle Risiko wird durch das Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen gesteuert«, erläuterte die Expertin.
Ein bedeutender Aspekt bei der Entwicklung von allergischen Überempfindlichkeitsreaktionen sei etwa der Lebensstil. Hier ging Vollmar insbesondere auf die Hygiene-Hypothese ein, die besagt, dass eine verringerte Exposition gegenüber Mikroorganismen in der Kindheit das Immunsystem negativ beeinflussen und das Risiko für allergische Erkrankungen erhöhen könne. Als förderlich für das Training des Immunsystems gelten beispielsweise Haustiere, eine ländliche Umgebung, Stillen und vaginale Geburt sowie der möglichst geringe Einsatz von Desinfektionsmitteln und Antibiotika.
In Bezug auf eine genetische Prädisposition seien verschiedene Genmutationen identifiziert worden, die etwa die Epithelfunktion, die T-Zellantwort oder die Antigenpräsentation und damit auch die Immuntoleranz beeinflussen können. Dazu gehörten Einzelnukleotid-Polymorphismen in Genen, die beispielsweise für antimikrobielle Proteine, Transkriptionsfaktoren, Zytokine oder Rezeptoren codieren.
Des Weiteren hob Vollmar die Bedeutung des Darmmikrobioms hervor. Mit der Ernährung lasse sich beeinflussen, wie sich dieses zusammensetzt. So könne eine abwechslungsreiche und ballaststoffreiche Ernährung dazu beitragen, ein ausgewogenes und vielfältiges Darmmikrobiom aufrechtzuerhalten. Ein intaktes Mikrobiom spiele eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung der mukosalen Toleranz.