Wenn das Küssen gefährlich werden kann |
Lediglich ein knappes Drittel der Deutschen wissen, dass sexuell übertragbare Krankheiten auch beim Küssen weitergegeben werden können. / Foto: Getty Images/franckreporter
Erst kürzlich ergab eine AOK-Umfrage, dass gut die Hälfte der Deutschen über mangelnde Ernährungskompetenzen verfügen. Letzte Woche veröffentlichte der Stada Health Report nun Zahlen über die Gesundheitskompetenzen der Deutschen im europäischen Vergleich. Die Ergebnisse für Deutschland sind dabei durchwachsen.
In einer quiz-ähnlichen Abfrage wurden 2000 Personen in Deutschland gebeten, anzugeben, was sie beispielsweise unter dem Begriff Assistierter Suizid verstehen. 57 Prozent der Umfrageteilnehmer wussten die richtige Antwort: Dass eine dritte Partei, meist ein Arzt den Tod eines Patienten herbeiführt, der sich dies ausdrücklich gewünscht hat. 16 Prozent gingen fälschlicherweise davon aus, dass es bei diesem Begriff um das Ausschalten von lebensverlängernden Maßnahmen geht. Im Vergleich zum europäischen Durchschnitt, schnitten die Deutschen hier besser ab. EU-weit antworteten 43 Prozent der 24.087 Befragten die Frage richtig. 34 Prozent ordneten den Begriff allerdings falsch ein und dachten an die lebensverlängernden Maßnahmen. Kein anderes der insgesamt zwölf untersuchten Länder erreichte bei dieser Frage ein besseres Ergebnis als Deutschland.
Das Marktforschungsunternehmen Kantar befragte im Auftrag von Stada die ausgewählten Personen auch, gegen welche Krankheiten aktuell Impfungen existieren. Die Masernimpfung kannten 87 Prozent der Deutschen, die Impfungen gegen Windpocken und Hepatitis A und B 73 Prozent und HPV-Impfungen immerhin noch 59 Prozent. 18 Prozent der Deutschen gaben an, dass eine Impfung gegen das Norovirus existieren würde, 5 Prozent waren der Überzeugung, dass es gegen die Krankheit Aids ebenfalls ein Vakzin gibt. Die Ergebnisse für Deutschland ähneln bei dieser Frage den europäischen Zahlen. Die Europäer wussten von der Impfung gegen Masern (83 Prozent), Hepatitis A und B (70 Prozent), Windpocken (69 Prozent) mehrheitlich Bescheid. Nur knapp die Hälfte (46 Prozent) kannten die Gebärmutterhalskrebs-Impfung.
Die überwiegende Mehrheit in Deutschland weiß, dass Antibiotika gegen Bakterien wirksam sind (76 Prozent). Allerdings glaubt ein Drittel (34 Prozent) irrtümlicherweise, dass Antibiotika auch gegen Viren eingesetzt werden. Hier liegt Deutschland fast im EU-Durchschnitt. Weiterhin haben 66 Prozent der Europäer Angst vor Antibiotika-Resistenzen. Die Deutschen sind hier ein wenig beruhigter, trotzdem fürchtet sich die Mehrheit mit 63 Prozent vor multiresistenten Keimen. Am ängstlichsten sind die Polen mit 76 Prozent, die Russen machen sich mit 57 Prozent vergleichsweise weniger Sorgen über Resistenzen.
Bei der Frage welche Lebensmittel die Wirkung von Antibiotika einschränken könnten, wissen 61 Prozent der Deutschen, dass Bier problematisch ist, gut die Hälfte (55 Prozent) weiß über die beeinflussende Wirkung von Milch Bescheid. Diesen Fakt kennen aber nur ein Viertel der Europäer. 26 Prozent der Deutschen und der Europäer glauben fälschlicherweise, Kaffee würde die Wirkung von Antibiotika beeinflussen.
In einem letzten Themenblock untersuchte das Marktforschungsunternehmen auch den Wissenstand der Befragten über das Ansteckungsrisiko von sexuell übertragbaren Krankheiten. Die große Mehrheit der Deutschen weiß zwar, dass bei Vaginalgeschlechtsverkehr und Analsex das Risiko der Übertragung sehr hoch ist (92 und 85 Prozent), ebenfalls bei Oralsex (73 Prozent). Jedoch weiß nur ein knappes Drittel der Befragten in Deutschland (29 Prozent), dass auch Küssen zu Infektionen mit Geschlechtskrankheiten führen kann. EU-weit wissen das nur 22 Prozent.
Der zweite internationale Stada Health Report befragte dieses Jahr mehr Menschen in mehr Ländern nach ihrer Meinung zu Gesundheitsthemen als im Jahr zuvor. Insgesamt 24.087 Personen im Alter von 18 bis 99 Jahren aus zwölf Ländern nahmen an der Umfrage teil. Die repräsentative Online-Studie wurde in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Russland, der Schweiz, Serbien, Spanien und dem Vereinigten Königreich durchgeführt. Der Befragungszeitraum reichte von Februar bis März 2020.