Welche Risiken hat Analverkehr für Frauen? |
Carolin Lang |
26.08.2022 13:30 Uhr |
Um anorektale Beschwerden behandeln zu können, seien ein Verständnis für die zugrundeliegenden Risikofaktoren und eine gute Anamneseerhebung erforderlich, schreiben die Autorinnen weiter. Die Frage nach Analverkehr sei zwar Standard in Kliniken für Urogenitalmedizin, aber etwa in Allgemeinmedizinpraxen weniger üblich.
»Ärzte scheuen sich möglicherweise vor diesen Gesprächen, beeinflusst durch Tabus der Gesellschaft«, führen die Autorinnen an und warnen: »Angesichts des hohen Anteils junger Frauen, die Analverkehr haben, führt das Versäumnis darüber zu sprechen, wenn sie mit anorektalen Symptomen vorstellig werden, zu Fehldiagnosen, unnützen Behandlungen und weiteren Schäden, die durch fehlenden medizinischen Rat entstehen.«
Zudem mangele es an öffentlicher Gesundheitserziehung, monieren Gana und Hunt. So kläre beispielsweise der britische Gesundheitsdienst »National Health Service« (NHS) in puncto Analverkehr nur über STI auf, aber weder das Risiko für anale Traumata noch für Inkontinenz sei erwähnt. Eine Fülle nicht medizinischer oder pseudomedizinischer Websites fülle diese Lücke in der Gesundheitsinformation.
»Mit besseren Informationen könnten sich Frauen, die Analsex wollen, besser vor möglichen Schäden schützen, und diejenigen, die Analsex widerwillig zustimmen, um die Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen oder ihrem Partner zu gefallen, könnten sich mehr dazu in der Position fühlen, Nein zu sagen«, argumentieren die Autorinnen abschließend.
Wie ist die Informationslage in Deutschland? Nach einer ersten Recherche der PZ sind auch hier verlässliche, öffentliche Informationsangebote zu gesundheitlichen Risiken von anorektalem Geschlechtsverkehr für Frauen, die über STI hinausgehen, eher rar.
Als Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) nimmt in Deutschland die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Aufgaben der Prävention und Gesundheitsförderung wahr. Sie informiert diese zu unterschiedlichen Themen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit mit verschiedenen Kampagnen, Angeboten und Maßnahmen. Mit der Initiative »Liebesleben« werden vor allem Jugendliche und junge Erwachsene angesprochen, wobei ein Fokus hier auf der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen liegt.
»Ziel dieser Maßnahmen ist ein sensibilisierender und zielgruppengerechter Zugang. Dies umfasst auch die Aufklärung zu gesundheitlichen Themen, die oft als intim empfunden werden, wie etwa Analsex«, teilte die BZgA auf Nachfrage der PZ mit. Hierzu biete die Behörde entsprechend unterschiedliche Informationen: Neben einem Fokus hinsichtlich der Prävention von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) werde vor allem eine Enttabuisierung und eine Sensibilisierung für die gesundheitliche Relevanz von Sexualität angestrebt.
»Wenngleich keine vertiefenden Informationen zu möglichen Risiken von Analsex außerhalb des Themenfeldes HIV und andere STI gegeben werden, sollen Menschen durch diesen grundlegenden Zugang in die Lage versetzt werden, bei Fragen und zur Abklärung möglicher Risiken etwa ärztlichen Rat einzuholen.«