Welche Blutzuckerzielwerte gelten? |
Brigitte M. Gensthaler |
14.02.2023 08:30 Uhr |
Was bringt die kontinuierliche Blutglucosemessung (CGM) im Gewebe? Die 2017 im Journal »The Lancet« publizierte CONCEPTT-Studie zeigte bei Frauen mit Typ-1-Diabetes und intensivierter Insulintherapie (ICT), dass eine CGM-Versorgung in der Schwangerschaft der konventionellen Glucosemessung im Kapillarblut überlegen ist. Der mütterliche Blutzucker war länger im Zielbereich und das Risiko für Komplikationen beim Neugeborenen signifikant geringer.
Gemäß der S2e-Leitlinie von 2021 soll Frauen in der Schwangerschaft ein kontinuierliches Selbstmonitoring mit sogenannten Real-Time (rt)-CGM-Systemen angeboten werden. Die Geräte messen die Glucosekonzentration in der interstitiellen Flüssigkeit und können Alarm bei Erreichen von hypo- und hyperglykämischen Schwellenwerten geben. Die Frau kann diese CGM-Systeme kombinieren mit einer konventionellen ICT, einer Insulinpumpentherapie oder einem Hybrid-Closed Loop/Automated Insulin Delivery (AID).
Der Diabetologe warnte aber davor, eine Pumpentherapie in der Schwangerschaft neu anzufangen. »Das ist totaler Stress für die Frau.« Frauen mit Pumpe seien nicht automatisch besser eingestellt als mit einer ICT. Wenn eine Insulinpumpe infrage komme, solle man die Frau vor der Schwangerschaft umstellen.
Was sagt die Leitlinie zur peripartalen Insulinanpassung? Mit Einsetzen der Wehen sinkt der Insulinbedarf abrupt auf etwa die Hälfte ab; während der Geburt sind engmaschige Kontrollen des Blutzuckers nötig. Als neue Zielwerte während der Entbindung sind 90 bis 126 mg/dl anzustreben. Bei Absenkung unter 90 könne eine muskuläre Wehenschwäche auftreten; bei zu hohen Werten habe das Baby ein höheres Hypoglykämierisiko post partum, erklärte Füchtenbusch.
Nach der Geburt der Plazenta sinkt der Insulinbedarf abrupt ab und es besteht ein erhöhtes Hypoglykämierisiko. Die Insulinzufuhr muss daher in kürzeren Zeitintervallen individuell angepasst werden. Im weiteren Verlauf orientiert sich die Insulinzufuhr wieder am präkonzeptionellen Bedarf.