Wegovy ab heute in Deutschland erhältlich |
Wegovy soll subkutan in das Abdomen, den Oberschenkel oder den Oberarm injiziert werden. / Foto: Adobe Stock/Vincent Scherer
Erhältlich war Wegovy bislang in den USA, Dänemark und Norwegen. Ab dem heutigen Montag können Ärzte das Antiadipositas-Mittel nach Angaben von Hersteller Novo Nordisk auch in Deutschland Patienten mit Adipositas verschreiben und Apotheken es Ende der Woche beim Großhandel bestellen.
Wegovy ist zugelassen für Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30, also Adipositas. Daneben kann das Präparat auch bei Übergewichtigen (BMI ab 27) mit mindestens einer gewichtsbedingten Begleiterkrankung wie Typ-2-Diabetes eingesetzt werden und bei Jugendlichen ab einem Alter von 12 Jahren mit Adipositas oder einem Gewicht von mehr als 60 Kilo. Patienten können sich Wegovy mit einem Fertigpen einmal pro Woche selbst unter die Haut spritzen: am Bauch, Oberschenkel oder Oberarm. Die Spritzen allein sollen es allerdings bei keiner dieser Gruppen richten: Sie sollen vielmehr eine Ergänzung zu Diät und Sport sein.
Semaglutid ahmt die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 nach. »Es wird im Gehirn sozusagen der Impuls gesetzt, dass man satt sei«, sagte der Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, Professor Dr. Jens Aberle gegenüber der Deutschen Presseagentur.
»Die Nachfrage ist nach wie vor riesig«, so der Endokrinologe. Das betreffe Wegovy, aber auch das oft in einem Atemzug genannte Diabetes-Medikament Ozempic® mit geringerer Semaglutid-Dosis. Ozempic sei zwar nicht als Abnehmpräparat zugelassen, könne aber off Label auch zu dem Zweck abgegeben werden. Vor diesem Hintergrund seien auch Lieferengpässe aufgetreten. Laut Aberle hat der Hersteller 200.000 Wegovy-Pens für das zweite Halbjahr in Deutschland gesichert: »Das ist gut bemessen, damit könnte man eine erhebliche Zahl von Patienten versorgen.«
Kassenpatienten in Deutschland, die Wegovy nutzen möchten, müssen dafür zunächst selbst bezahlen. Insbesondere Arzneimittel, die der Abmagerung, dem Zügeln des Appetits und zur Regulierung des Körpergewichts dienen, sind nach bisherigen Regelungen von der Verordnungsmöglichkeit zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung ausgeschlossen. »Die Regelung wird hoffentlich bald geändert, sodass zumindest einige Adipositas-Patienten auf Kassenrezept damit versorgt werden können«, sagt Aberle. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft setzt sich für eine Kostenübernahme in Fällen ein, in denen Wegovy medizinisch angezeigt ist, etwa wenn andere Therapieoptionen nicht helfen.
Novo Nordisk gibt den Apothekenabgabepreis einer 4-Wochen-Ration für die höchste Dosis (2,4 mg) mit gut 300 Euro an. Das sei zu viel für Selbstzahler, vor allem weil das Medikament nur so lange wirkt, wie es eingenommen wird, sagt Aberle. Der Mediziner rechnet in diesem Jahr auch noch mit Studienergebnissen zu der Frage, inwieweit Wegovy beim Vorbeugen einiger Adipositas Folgeerkrankungen hilft. Diese könnten womöglich Argumente für eine Kostenübernahme liefern.