Pharmazeutische Zeitung online
Depressive Verstimmung

Wege aus dem Stimmungstief

Depressive Verstimmungen sind häufig und belasten Betroffene oft sehr. Wie äußern sie sich, wann eignet sich eine Selbstmedikation und was kann dann helfen?
Maria Pues
26.11.2024  18:00 Uhr

Phasen depressiver Verstimmung erlebt fast jeder ein- oder auch mehrmals. Meist gehen ihnen einschneidende, belastende Situationen voraus, zum Beispiel schwere Erkrankungen oder ein Todesfall im Familien- oder Freundeskreis, eine eigene lebensverändernde Diagnose oder auch ein Misserfolg in einer wichtigen Prüfung. Im Herbst und Winter können außerdem ein Mangel an Sonnenlicht und/oder wetterbedingt weniger Bewegung im Freien dazu beitragen. »Alles grau in grau«: So schildern Betroffene häufig ihr Empfinden. Energiemangel am Tag, Schlafstörungen während der Nacht oder ein Appetitmangel werden ebenfalls häufig geäußert. In manchen Fällen fühlen sich Betroffene außerdem vermehrt ängstlich beziehungsweise hegen eine anhaltende Befürchtung, etwas Schlimmes könne ihnen oder ihren Angehörigen bevorstehen.

Ob es sich im Einzelfall noch um eine depressive Verstimmung oder schon eine Depression handelt, lässt sich häufig nicht leicht sagen, denn die Grenzen können fließend sein. Viele Symptome treten in beiden Fällen auf: anhaltende Müdigkeit, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und/oder Antriebslosigkeit. Einen Anhaltspunkt liefern die Zahl und Intensität sowie die Dauer der Beschwerden. Halten diese bereits mehrere Wochen an, sollte zum Arztbesuch geraten werden. Auch organische Ursachen wie eine bisher nicht entdeckte Schilddrüsenerkrankung können mit depressiven Beschwerden einhergehen. Auch dies kann nur eine ärztliche Untersuchung klären. Wenn die anhaltenden depressiven Symptome aus keinem erkennbaren äußeren Grund auftreten, kann es sich um eine endogene Depression handeln. Auch sie ist kein Fall für eine Selbstmedikation.

Johanniskraut: Viele verschiedene Präparate

In der Behandlung depressiver Verstimmungen und leichter Depressionen im Rahmen der Selbstmedikation stehen seit rund 40 Jahren Extrakte aus dem Johanniskraut zur Verfügung. Sie sind auch zur Behandlung mittelschwerer Depressionen zugelassen, dann aber verschreibungspflichtig. Die Palette an verfügbaren rezeptfreien Produkten reicht von Tee über Tinkturen und Frischpflanzensäften bis hin zu Tabletten/Kapseln. Auch die darin verwendeten Extrakte unterscheiden sich. Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der Europäischen Arzneimittelagentur hat sie bewertet. Drei Extrakte wurden demnach als well-established Use klassifiziert:

  • Trockenextrakte, die mit 80-prozentigem Methanol als Extraktionsmittel hergestellt wurden und ein Droge-Extrakt-Verhältnis von 3 bis 7:1 aufweisen (zum Beispiel Neuroplant®); die empfohlene Tagesdosis beträgt 600 bis 1800 mg,
  • Trockenextrakte mit 80-prozentigem Ethanol als Extraktionsmittel und einem Droge-Extrakt-Verhältnis von 3 bis 6:1 (Tagesdosis 900 mg) (zum Beispiel Laif®),
  • Trockenextrakte mit 50- bis 68-prozentigem Ethanol als Extraktionsmittel und einem Droge-Extrakt-Verhältnis von 2,5 bis 8:1 (Tagesdosis 500 bis 1200 mg) (zum Beispiel Felis® 425 mg).

Zu den Extrakten, denen der HMPC einen traditional Use bescheinigt, zählen neben Trockenextrakten mit 38-prozentigem Ethanol als Extraktionsmittel und einem Droge-Extrakt-Verhältnis von 4 bis 7:1 auch geschnittene und pulverisierte Droge oder Frischpflanzensaft, Droge-Extrakt-Verhältnis 1:0,5 bis 0,9) (zum Beispiel Schoenenberger Naturreiner Heilpflanzensaft Johanniskraut).

Vor der Abgabe von Johanniskraut-Präparaten sollte stets nach weiteren angewendeten Arzneimitteln gefragt werden. Da Johanniskraut CYP3A4 und P-gp induziert, ist eine ganze Reihe von Wechselwirkungen möglich. Zu den möglichen Interaktionspartner zählen unter anderem Phenprocoumon, Ciclosporin und Proteasehemmer. Kontraindiziert ist Johanniskraut unter anderem, wenn Exemestan oder Palbociclib eingenommen werden. Entsprechende Wirkstoffe werden schneller abgebaut und ihre Wirksamkeit auf diese Weise herabgesetzt. Das gilt auch für hormonelle Kontrazeptiva, nicht nur in Form der »Pille«, sondern auch als Pflaster, Implantat oder Vaginalring. Es empfiehlt sich daher eine weitere, nicht hormonelle Verhütungsmethode.

Grundsätzlich gilt: Die Wirkung von Johanniskraut-Extrakten setzt erst nach zwei bis vier Wochen ein. Patienten darüber zu informieren, kann überzogenen Erwartungen vorbeugen. Bleiben die Beschwerden trotz regelmäßiger Anwendung weiterhin bestehen, ist ein Arztbesuch anzuraten.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa