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Kosmetik-Trends bei Kindern
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Was schadet junger Haut?

In den sozialen Medien sind geschönte Gesichter ständig präsent. Schon Kinder bekommen dadurch das Gefühl, etwas für ihre Haut tun zu müssen - mit Folgen.
AutorKontaktdpa
Datum 23.09.2024  08:00 Uhr

Sogenannte Skinfluencer - aus Skin (Englisch für Haut) und Influencer – zeigen in den sozialen Medien ihre tägliche Hautpflegeroutine und stellen Produkte vor, mit denen man den Problemzonen im Gesicht zu Leibe rücken kann. Und wie bei vielen Internet-Trends ahmen Jugendliche und Kinder das nach.

So präsentieren etwa auf Tiktok und Instagram schon Mädchen im Grundschulalter ihr Schönheitsprogramm: Gesicht reinigen, dann ein Serum auftupfen und eine Anti-Aging-Creme einmassieren. In anderen Videos sieht man Jugendliche, die in Drogeriemärkten Kosmetikprodukte in ihre Einkaufskörbe legen und von deren Vorzügen schwärmen. Doch Fachleute warnen vor dem Kosmetik-Trend, bei dem Kinder die Erwachsenen imitieren.

»Eine neue Quengelzone«

Ausgeprägt sei das vor allem in den USA, sagt Markenmanagement-Professor Dr. Karsten Kilian von der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt. »Aber auch in Deutschland greifen immer jüngere Mädchen zu Produkten, die sie zum einen nicht brauchen und die zum anderen nicht für sie gemacht wurden«, sagt der Experte. In den Drogeriemärkten sei so eine ganz neue Quengelzone entstanden: Statt um Süßigkeiten bäten die Kinder ihre Eltern nun um Schönheitsprodukte.

Kritisch sieht die Expertin Dr. Kerstin Etzenbach-Effers von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen vor allem Inhaltsstoffe wie Retinol, Fruchtsäuren oder Vitamin C. Diese könnten bei Kindern Hautreizungen, Entzündungen und Ekzeme verursachen, warnt sie. Im Vergleich zu Erwachsenen haben Kinder ihr zufolge unter anderem eine schwächere Hautbarriere und ein sich noch entwickelndes Immunsystem. »Dies macht ihre Haut anfälliger für äußere Reizstoffe, Umweltfaktoren und Allergene.« Zum Teil enthielten Anti-Aging-Cremes auch UV-Filter, die im Verdacht stehen, das Hormonsystem zu schädigen.

Bei Akne kontraproduktiv

Weniger ist mehr – das gilt besonders für die Hautpflege bei Kindern und Jugendlichen: Kinderhaut brauche – außer das Kind habe eine Hautkrankheit – gar keine Pflege, sagt der Münchner Hautarzt Dr. Christoph Liebich. »Bei Pubertierenden mit Akne würde eine reichhaltige Anti-Aging-Pflege die Pickel sogar noch fördern.«

Ähnlich sieht es die Expertin der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, Professor Dr. Christiane Bayerl. »Anti-Aging-Präparate sind völlig unnötig, aber nicht gefährlich für die Kinderhaut.« Vorsicht sei vor allem in der Pubertät geboten. Da könne zu viel Pflege und schlechtes Abschminken unreine Haut verursachen.

Der Würzburger Experte Kilian sieht weitere Risiken: »Der Fokus auf das äußere Erscheinungsbild kann zu einem gestörten Selbstbild führen, zu fehlendem Selbstvertrauen und zu einem geringen Selbstwertgefühl. Gesellschaftlich fördert der Kosmetik-Trend bei Kindern traditionelle Rollenbilder, insbesondere die stereotype Darstellung von Mädchen und Frauen«, sagt er.

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