Was schadet junger Haut? |
Dass Mädchen den Lippenstift, die High Heels und Kleider ihrer Mutter ausprobieren oder mithilfe eines Kinder-Schminkkoffers und Kostümen in andere Rollen schlüpfen, ist völlig normal. Kinderschminke, Kinderdüfte oder Lippenpflegestifte mit Farbe werden dann quasi als Spielzeug wahrgenommen wie Malkreide oder Luftballons, sagt Bayerl. »Da ist auch gar nichts dagegen zu sagen.«
Einer Studie des Industrieverbands Körperpflege- und Waschmittel (IKW) unter 14- bis 21-Jährigen zufolge interessieren sich diese heute bereits früh für Kosmetik. Dahinter stecke das Bedürfnis, einem gefühlten Kontrollverlust entgegenzuwirken, den diese in vielen Bereichen ihres täglichen Lebens erlebten – etwa durch die Pubertät oder Stress in der Schule, sagt IKW-Expertin Birgit Huber. »Das Äußere zu kontrollieren und nach den eigenen Wünschen zu bearbeiten, gibt den Jugendlichen in diesen Situationen Sicherheit. Ihre Inspiration beziehen sie dabei überwiegend aus den sozialen Medien.«
Für problematisch hält Kilian, dass Skinfluencerinnen und Skinfluencer auf ihren Kanälen Hautpflege-Produkte vorführen und Kinder und Jugendliche ihren Idolen nacheifern wollten. Dadurch geben diese mitunter einen beachtlichen Teil ihres Taschengelds für Kosmetik aus und verwendeten immer mehr Zeit dafür, sich zu pflegen und zu schminken. »Dadurch entsteht eine falsche Vorstellung von Schönheit«, sagt er. Und zum Teil auch davon, was natürlich ist. Starkes Make-up, Bildbearbeitung, perfekte Ausleuchtung – all das sorgt dafür, dass Menschen mit Pickeln oder anderen kleinen Makeln in den sozialen Medien eher selten sind. Dadurch werde der eigene Pickel jedoch als viel größeres Problem wahrgenommen, sagt der Münchner Hautarzt Liebich.
Gleichzeitig erlebe er in seiner Praxis, dass junge Leute mit großer Bereitwilligkeit den Internet-Tipps folgten, zig Produkte gegen Akne probierten und dann verzweifelt seien, dass diese nicht wirkten. »Die Kinder sind aber mehr überzeugt von dem Wissen, was ihnen auf Tiktok vermittelt wird, als vom Facharzt«, sagt Liebich. »Da ist dann Überzeugungsarbeit zu leisten.«