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Komplementärmedizin

Was kann man Krebspatienten zusätzlich empfehlen?

Viele Krebspatienten wollen zusätzlich etwas für ihre Genesung tun und fragen in der Apotheke nach entsprechenden Präparaten. Für die Beratung hilft ein Blick in die aktuelle S3-Leitlinie zur Komplementärmedizin. Was kann man also guten Gewissens empfehlen?
Daniela Hüttemann
14.07.2022  16:30 Uhr

Vitamine nur bei Mangel ersetzen

Einzelne Wirkstoffe wie Vitamine, Spurenelemente, Enzyme, sekundäre Pflanzenstoffe und Phytotherapeutika werden ausführlich in Kapitel 7 Biologische Therapien besprochen. Höckel erläuterte einige Beispiele:

  • Selen (Natriumselenit): Die Substitution vor und während einer Strahlentherapie kann bei Patienten mit fortgeschrittenem Kopf-Hals-Tumor oder Gebärmutter-/Gebärmutterhalskrebs sinnvoll sein, wenn ein Selendefizit vorliegt. Hier sollten zuvor die Spiegel bestimmt werden. Damit soll einer Stomatitis beziehungsweise Diarrhö vorgebeugt werden. Für einen positiven Effekt unter Chemotherapie gibt es dagegen keinen Beleg.
  • Für Zink gibt es zwar eine gewisse Evidenz zur Prävention von Erkältungen, jedoch ist bislang kein Nutzen in der Krebstherapie belegt.
  • Auch kann keine Empfehlung für oder gegen die Gabe proteolytischer Enzyme wie Bromelain, Papain und Mischpräparate zur Reduktion von Nebenwirkungen moderner Strahlentherapieprotokolle gegeben werden.
  • Vitamin C in höheren Dosierungen kann sogar schädlich sein. Davon wird abgeraten.
  • Vitamin D: Hier sollte zunächst eine Spiegelmessung erfolgen. Es kann keine Empfehlung für oder gegen eine Vitamin-D-Gabe über die Kompensation eines Mangels hinaus gegeben werden. Bei therapieassoziierter Osteoporose sollte eine tägliche Vitamin-D-Supplementation mit 800 bis 1000 Einheiten Vitamin D3 täglich erfolgen.
  • Vitamin B12: Hier gibt es keine Belege, dass die Einnahme die Gefahr für Polyneuropathien unter Chemotherapie mindert.
  • Von Vitamin E wird abgeraten.
  • Von Vitamin B17, wie derzeit mit Aprikosenkernen sogar explizit zur Krebsbekämpfung beworben, ist laut Höckel dringend abzuraten. Sie enthalten Amygdalin und können lebensbedrohliche Effekte haben.

Kaum Empfehlungen für Phytopharmaka

Und auch zu einigen Phytopharmaka und sekundären Pflanzenstoffen äußerte sich Höckel. Eine der wenigen Kann-Empfehlungen bezieht sich auf Ingwer bei therapiebedingter Übelkeit und Erbrechen. Zudem könne Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) bei Hitzewallungen unter Brustkrebstherapie erwogen werden, auch wenn die Anwendung nicht evidenzbasiert sei. Wichtig sei hier, dass Traubensilberkerze im Gegensatz zu anderen Phytos gegen Wechseljahresbeschwerden nicht phytoestrogen wirke und daher nicht wie anderweitige Präparate mit Isoflavonen kontraindiziert sei.

Hier sollte jedoch auf die Qualität der Präparate geachtet werden und auch auf weitere Inhaltsstoffe. Remifemin Plus zum Beispiel enthält zusätzlich Johanniskraut, das wiederum grundsätzlich aufgrund seines großen Interaktionspotenzials (unter anderem mit Irinotecan, Imatinib, Methotrexat) bei Krebspatienten nur mit großer Zurückhaltung eingesetzt werden darf. Es liegen im Übrigen keine Studien vor, die eine Wirksamkeit von Johanniskraut auf die Depressivität onkologischer Patienten belegen. 

Generell sieht es mit der Evidenz für Phytopharmaka und Nahrungsergänzungsmitteln immer noch mau aus. Eine subkutane Misteltherapie kann laut Leitlinie erwogen werden. Hier gibt es keine Empfehlung für oder dagegen. Die Leitlinie hat hier alle in Deutschland verfügbaren Mistelpräparate gegenübergestellt. Für das beliebte Curcumin (enthalten in Kurkuma) gebe es keine ausreichende Datenlage für oder gegen eine Empfehlung. Höckel warnte vor hoch dosierten Grüntee-Extrakten mit Epigallocatechingallat (EGCG). Gegen eine Tasse grünen Tee für Krebspatienten spreche dagegen nichts.

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