Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign
Labordiagnostik

Was die Entzündungswerte aussagen

Auf bestimmte Reize reagiert das Immunsystem mit einer Entzündung. Ob eine Inflammation vorliegt, lässt sich mithilfe bestimmter Parameter ermitteln. Welche sind diese sogenannten Entzündungswerte und was sagen sie aus?
AutorKontaktChristina Hohmann-Jeddi
Datum 18.10.2023  09:00 Uhr

Infektionen, Fremdstoffe oder Gewebeschäden – verschiedene Reize können eine Entzündung im Körper auslösen. Bei dieser komplexen Abwehrreaktion des Immunsystems, die auch als Akute-Phase-Reaktion bezeichnet wird, setzen weiße Blutkörperchen (Leukozyten) verschiedene Botenstoffe wie Interleukine oder Interferone ins Blut frei, die unter anderem Immunzellen alarmieren. Sie aktivieren aber auch die Produktion von Plasmaproteinen, die helfen, den Entzündungsherd zu lokalisieren, zu begrenzen und zu sanieren.

Substanzen, deren Konzentration bei einer Entzündung ansteigt, werden Entzündungsmarker genannt. Sie werden bei Verdacht auf Entzündungen bestimmt und um den Schweregrad und die Art der Inflammation zu beurteilen. Relevant können die Marker bei einer Reihe von Erkrankungen sein, etwa bei Infektionen, Autoimmun- und Tumorerkrankungen.

Die wichtigsten Entzündungsmarker

Es gibt verschiedene Entzündungsmarker, die im Labor gemessen werden können. Einige der gebräuchlichsten sind das C-reaktive Protein (CRP), die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und die Leukozytenzahl.

CRP ist ein klassischer Entzündungswert. Das Protein wird in der Leber gebildet und gehört zu den Akute-Phase-Proteinen. Das bedeutet, dass seine Konzentration als Reaktion auf eine Infektion oder Gewebeschäden als Teil der unspezifischen Immunabwehr im Blut rasch ansteigt – meist innerhalb von 6 bis 48 Stunden. Seine Bildung wird unter anderem durch Interleukin 6 (IL-6) reguliert. CRP setzt eine Reihe von zellulären und humoralen Abwehrmechanismen in Gang und aktiviert unter anderem das Komplementsystem.

Das Protein kommt in geringen Mengen auch bei gesunden Menschen im Plasma vor. Als erhöht gelten Werte ab 5 mg/l. Je nach Analysemethode können andere Grenzwerte vorliegen. Sehr hohe CRP-Werte von 400 mg/l und darüber können bei starken Infektionen oder Verbrennungen und Sepsis erreicht werden. Neben den akuten Entzündungen können erhöhte Werte auch auf chronische Entzündungen hindeuten, etwa bei Morbus Crohn oder rheumatischen Erkrankungen. Auch ein Herzinfarkt oder bestimmte Krebserkrankungen können den CRP-Wert ansteigen lassen.

Blutsenkungsgeschwindigkeit steigt bei Entzündungen

Die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), auch Erythrozyten-Sedimentationsrate (ESR) genannt, beschreibt die Geschwindigkeit, mit der sich rote Blutkörperchen in einem Röhrchen mit Citrat-Blut absetzen. Bei Entzündungen steigt die BSG in der Regel an. Das hat folgenden Grund: Die Oberfläche der roten Blutkörperchen ist negativ geladen, sodass sich die Zellen gegenseitig abstoßen und in Bewegung halten. Sind viele Plasmaproteine im Blut vorhanden, die sich an die Zellen anheften und die Ladung zum Teil aufheben, verbinden sich die Erythrozyten stärker und sinken somit schneller ab als normalerweise.

Für die Messung wird die Blutprobe mit Natriumcitrat versetzt, um die Gerinnung zu hemmen, und in spezielle Glasröhrchen mit Graduierung gefüllt. Nach einer Stunde wird dann die Länge der zellfreien Flüssigkeitssäule in Millimetern abgelesen. Bei jüngeren Männern sollte der BSG-Wert zwischen 3 und 11 mm liegen, ab 50 Jahren bei 3 bis 20 mm. Für Frauen gilt ein Normbereich von 6 bis 20 mm, ab 50 Jahren von 6 bis 30 mm. Die Angaben in der Fachliteratur schwanken hier aber.

Erhöhte Werte können auf akute oder chronische Entzündungen, zum Beispiel in Folge von Infektionen, auf Autoimmunerkrankungen, Sepsis, Tumorerkrankungen oder hämatologische Erkrankungen wie Anämien oder Leukämien hinweisen. Auch ein Herzinfarkt, eine Leberzirrhose oder ein Nephrotisches Syndrom, das bei verschiedenen Nierenerkrankungen auftritt, können die BSG erhöhen. Der Test ist sensitiv, aber wenig spezifisch – das heißt, über die Ursachen gibt er keinen Aufschluss. Zu beachten ist außerdem, dass die Einnahme von oralen Kontrazeptiva und das Vorliegen einer Schwangerschaft den Wert erhöhen können.

Leukozytenzahl: Was ist normal?

Die weißen Blutkörperchen sind ein wichtiger Teil des Immunsystems. Sie können anhand ihrer Größe und Struktur in Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten unterteilt werden, die sich in ihren Aufgaben gegenseitig ergänzen. Eine wichtige Funktion haben Leukozyten bei der Erregerabwehr. Ihre Zahl wird im Rahmen des kleinen Blutbilds aus einer mit dem Puffer EDTA versetzten Blutprobe mithilfe der Durchflusszytometrie bestimmt.

Der Referenzwert der Leukozytenzahl bei gesunden Erwachsenen liegt bei 4300 bis 10.000 Zellen pro mm3 Blut. Bei Kindern kann die Zellzahl deutlich höher liegen, ohne pathologisch zu sein. Erhöhte Werte können auf akute oder chronische Infektionen mit Bakterien, Pilzen oder Parasiten hindeuten. Aber auch maligne Tumoren, Herzinfarkt, akuter Blutverlust, Erkrankungen des Knochenmarks, Sepsis oder Verbrennungen kommen als Ursachen infrage. Die Einnahme von Cortison, Stress oder eine Schwangerschaft können ebenso zu einem Anstieg der Leukozytenzahl führen.

Als Ursache für verringerte Werte kommen Grippe-, Masern- oder Rötelnerkrankungen, Malaria, ebenfalls Sepsis sowie Autoimmunerkrankungen und schwerer Vitamin-B12-Mangel infrage. Auch Krebstherapien und manche Arzneimittel wie Antikonvulsiva, Thyreostatika, Phenothiazine und Aminopyrin können die Leukozytenzahl senken.

IL-6, Procalcitonin und weitere Parameter

Neben den genannten Entzündungsmarkern können auch weitere Parameter bestimmt werden, etwa die Konzentration von Interleukinen im Blut (vor allem IL-6) oder von Procalcitonin, ein in der Schilddrüse gebildetes Prohormon des Calcitonins. Procalcitonin wird aus bisher nicht verstandenen Gründen bei bakteriellen Infektionen verstärkt gebildet und kann daher zur Unterscheidung zwischen bakteriellen und viralen Infektionen genutzt werden.

Insgesamt sind Entzündungsmarker wertvolle Werkzeuge in der Labordiagnostik, die helfen, Entzündungen zu identifizieren und zu überwachen, um sie angemessen behandeln zu können. Die Interpretation der Ergebnisse erfordert jedoch immer eine Abwägung des Gesamtbildes des Patienten und seiner Krankengeschichte. Da Entzündungsmarker in der  Regel nicht spezifisch sind, werden weitere Untersuchungen benötigt, um ihre Ursache zu identifizieren. Da es zudem keinen eindeutigen Entzündungsmarker gibt, werden gleich mehrere Parameter zusammen bestimmt.

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa