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IgG4-Antikörper

Was bedeutet der Klassenwechsel nach wiederholter mRNA-Impfung?

Nach wiederholter Impfung mit dem mRNA-basierten Coronaimpfstoff Comirnaty® bilden sich  vermehrt Antikörper der Subklasse IgG4 aus. Das berichtet ein Forschungsteam der Universität Erlangen-Nürnberg. Was bedeutet dieser Klassenwechsel der Antikörper?
Theo Dingermann
02.01.2023  18:00 Uhr

Viel Spekulation und Verunsicherung

Bereits der Preprint zu dieser Publikation war in einigen impfkritischen Kreisen »viral« verbreitet worden. Angeblich, so die Impfskeptiker, zeigen diese Daten, dass mRNA-Impfstoffe eine »Toleranz« hervorrufen können. Mit anderen Worten würde nach diesem Klassenwechsel , so die Spekulation, eine effiziente Elimination der Viren nicht mehr möglich sein und in der Folge dazu führen, dass sich das Virus bei Infizierten, die sich zuvor mit mRNA-Impfstoffen haben impfen lassen, austoben könne.

Diese Sichtweise wird allerdings durch die Real-World-Evidenz klar widerlegt. Und es besteht kein Zweifel daran, dass die Fab-Funktionen, die für die Neutralisierung der Viren verantwortlich sind, auch nach einem Klassenwechsel zu IgG4 unverändert erhalten bleiben.

Zudem stellt die IgG4-Fraktion unter den Spike-spezifischen Antikörpern bei den allermeisten Probanden im Schnitt nur eine relative kleine Fraktion von etwa 20 Prozent dar. Nur bei vier Probanden wurden deutlich größere Anteile von IgG4-Antikörpern gemessen. Aber auch bei diesen Probanden zeigen sich keinerlei klinische Auffälligkeiten.

Ist der Klassenwechsel gänzlich irrelevant?

Da stellt sich die Frage, ob der Klassenwechsel irrelevant ist in Bezug auf Durchbruchinfektionen, mit denen wohl die meisten Menschen konfrontiert werden, auch wenn sie optimal geimpft wurden. Die ehrliche Antwort des Erlanger Forschungsteams lautet: Wir wissen es nicht.

Zwar können Fc-Effektorfunktionen für die virale Clearance entscheidend sein, beispielsweise auch unter dem Aspekt einer sterilen Immunität. Aber es ist auch denkbar, dass nicht entzündliche Fc-vermittelte Effektorfunktionen eine immunologische Überaktivierung verhindern, während das Virus immer noch durch hochavide variable Antikörperregionen neutralisiert wird.

Angesichts des enormen Potenzials von mRNA-Impfstoffen für die Bereiche Infektionskrankheiten, Autoimmunität und Krebs müsse die Induktion von IgG4-Antikörpern dringend weiter untersucht werden, schreibt Privatdozent Dr. Kilian Schober, einer der Seniorautoren der Publikation in einem erläuternden Tweet auf Twitter.

Zumindest scheint ausgeschlossen, dass die hier beschriebenen Effekte in einem Zusammenhang mit sogenannten IgG4-assoziierten Krankheiten (IgG4-RD) stehen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von immunologischen Systemerkrankungen mit einer Tendenz zur Fibrosierung und Bildung tumorartiger Läsionen. Ihre gemeinsamen Merkmale sind ein erhöhter Serumspiegel von IgG4 und IgG4-positiven Plasmazellen in der Biopsie. Allerdings sind hier alle Plasmaantikörper betroffen, ein signifikanter Unterschied zu der Situation nach mehreren mRNA-Impfungen, wo ausschließlich Anti-Spike-Antikörper den Klassenwechsel vollziehen. Zudem geht man davon aus, dass bei den IgG4-RD der hohe IgG4-Titer ein Epiphänomen ist, da die Krankheiten selbst durch fehlgesteuerte T- und B-Zellen verursacht werden.

Nichts deutet darauf hin, dass durch mRNA-Impfungen IgG4-assoziierten Krankheiten entstehen könnten. Ebenso wenig liefern die Daten der Arbeit einen Hinweis darauf, dass die mRNA-Impfstoffe die Bildung von Autoantikörpern induzieren könnten.

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