Was Augen- und Ohrentropfen ausmacht |
Juliane Brüggen |
23.01.2025 18:00 Uhr |
Augentropfen sollten so formuliert sein, dass sie das Auge möglichst wenig reizen und eine ausreichend lange Verweildauer haben. / © Adobe Stock/Bonsales
»Die wichtigste Anforderung an Ophthalmologika ist die Sterilität«, betonte Seidlitz. »Augentropfen sollen bei der Herstellung steril sein, das betrifft die Ausgangsstoffe inklusive Packmittel, Verfahren und Arbeitsplatz.« Eine Laminar-Air-Flow-Werkbank sei nicht zwingend erforderlich, aber besondere Sorgfalt. Um das Risiko einer mikrobiellen Kontamination der meist wässrigen Lösungen zu reduzieren, »wird dringend empfohlen, Wasser für Injektionszwecke als Ausgangsstoff einzusetzen«, so die Apothekerin. Denn in der Apotheke ist – anders als bei industrieller Fertigung – keine Sterilisation im Endgefäß möglich, sondern lediglich die Sterilfiltration.
Augentropfen sollten außerdem möglichst verträglich sein, das heißt isoton und mit einem möglichst reizfreien pH-Wert. Diese Eigenschaften werden vor allem durch Träger und Hilfsstoffe beeinflusst. Seidlitz: »Wir wollen so wenig Hilfsstoffe wie möglich einsetzen, um eine lokale Reizung zu vermeiden.«
Saure Formulierungen verursachen ein brennendes Gefühl. Die pH-Einstellung auf den physiologischen Wert von 7,4 sei aber nicht immer möglich, etwa, weil der Wirkstoff dann nicht mehr stabil ist. »Auch die Wirkung des Konservierungsmittels ist ganz stark vom pH-Wert abhängig«, sagte Seidlitz. Ein Punkt ist zu beachten: »Bei Augentropfen bevorzugen wir die Einstellung mit starken Säuren oder starken Basen gegenüber der Pufferung – es sei denn, die Pufferung findet im physiologischen pH-Bereich statt.« Hintergrund ist, dass Formulierungen, die vom pH-Wert der Tränenflüssigkeit abweichen, Tränenfluss auslösen, was die Zubereitung auswäscht und die Verweilzeit verringert. Diese Reaktion fällt stärker aus, wenn der unphysiologische pH-Bereich durch einen Puffer stabil eingestellt ist.
Seit Oktober 2024 ist Dr. Anne Seidlitz Professorin für Pharmazeutische Technologie an der Freien Universität Berlin. / © PZ/Alois Müller
Um eine mikrobielle Kontamination während der Anwendung zu verhindern, sind Konservierungsmittel wie Benzalkoniumchlorid oft unerlässlich, auch wenn sie das Auge reizen können. »Es ist immer empfehlenswert, diese als Stammlösungen herzustellen, weil Sie so geringe Mengen benötigen«, erinnerte Seidlitz. Wichtig: Am verletzten Auge oder für chirurgische Eingriffe bestimmte Zubereitungen müssen frei von Konservierungsmitteln und in Einzeldosisbehältnissen abgefüllt sein.
Grundsätzlich empfahl Seidlitz, sich an Fachliteratur wie dem DAC/NRF-Werk zu orientieren. »Eine große Hilfe, um Interaktionen zu vermeiden«, sei die DAC-Anlage A, in der es je nach Wirkstoff Empfehlungen für Konservierungsmittel und isotonisierende Zusätze gibt.