Warum vor allem Teenager nicht kiffen sollten |
Annette Rößler |
12.10.2022 18:00 Uhr |
Neben THC sind auch andere Inhaltsstoffe an der Wirkung von Cannabis beteiligt, allen voran das Cannabinoid Cannabidiol (CBD), dessen zentralnervöse Effekte denen des THC teilweise entgegengesetzt sind. Für die berauschende Wirkung – und auch für das erhöhte Psychoserisiko sowie die negatigen Auswirkungen etwa auf die Merkfähigkeit – gilt allerdings THC als verantwortlich.
Der THC-Gehalt von illegalem Cannabis ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. / Foto: Getty Images/juanma hache
So stellten britische Forscher 2019 fest, dass im Vergleich mehrerer Großstädte Cannabiskonsumenten vor allem dort erstmals eine Psychose entwickelten, wo das gedealte Cannabis einen hohen THC-Gehalt aufwies. Personen, die täglich besonders starkes Cannabis konsumierten (THC-Gehalt ≥10 Prozent), hatten verglichen mit Personen, die überhaupt nicht kifften, ein fünffach erhöhtes Erkrankungsrisiko. Bei täglichem Konsum von Cannabis mit niedrigerem THC-Gehalt war das Erkrankungsrisiko um den Faktor 2 gesteigert (»The Lancet Psychiatry«, DOI: 10.1016/S2215-0366(19)30048-3).
Vor diesem Hintergrund ist der momentane Trend zu immer stärkerem Cannabis als sehr bedenklich einzustufen. Wie im August bekannt wurde, hat sich der THC-Gehalt in manchen Cannabis-Produkten, die in Berlin beschlagnahmt wurden, in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Ein Argument der Befürworter einer legalen Abgabe von Cannabis unter kontrollierten Bedingungen lautet daher auch, dass dabei ein THC-Höchstgehalt festgesetzt werden könnte.
Parallel zum Stärkerwerden des illegalen Cannabis ist laut Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) der Konsum sowohl bei Jugendlichen als auch bei jungen Erwachsenen gestiegen. Laut einem Bericht der BZgA gaben bei einer Befragung im Jahr 2018 etwa 8,0 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren und 23,0 Prozent der jungen Erwachsenen bis 25 Jahren an, in den zurückliegenden zwölf Monaten Cannabis konsumiert zu haben (DOI: 10.17623/BZGA:225-ALKSY18-CAN-DE-1.0).
Mit dieser Entwicklung steht Deutschland nicht allein da. Professor Dr. Matthew Hill von der University of Calgary sprach 2020 in einem »News-Feature« der Fachzeitschrift »PNAS« von einem »dramatischen Anstieg des Konsums in der westlichen Welt seit den 1960er-Jahren« (DOI: 10.1073/pnas.1920325116). Er gibt jedoch zu bedenken, dass sich die Schizophrenie-Neuerkrankungsrate währenddessen kaum verändert habe. Auch Hill hält es daher für wahrscheinlich, dass Kiffen eine Schizophrenie nicht allein auslöst, aber bei prädisponierten Personen die Entwicklung einer Psychose triggern oder beschleunigen kann.