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Psychiatrische Patienten

Warum sich der Rauchstopp lohnt

Sehr viele psychisch erkrankte Menschen rauchen und viele sterben daran. Dabei kann schon ein kurzes Gespräch zum Aufhören motivieren. Medikamente unterstützen beim Rauchstopp und sind auch bei psychisch Erkrankten sicher.
AutorKontaktBrigitte M. Gensthaler
Datum 22.04.2024  10:30 Uhr

Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben weltweit jedes Jahr 6 Millionen Menschen an Tabak-assoziierten Erkrankungen; in Deutschland sind es etwa 127.000 pro Jahr. »Die Tabakabhängigkeit ist eine Suchterkrankung und die häufigste psychiatrische Erkrankung«, berichtete Privatdozent Dr. Tobias Rüther, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München, kürzlich beim online-Suchtforum der bayerischen Heilberufe.

Häufig kommen mehrere Diagnosen zusammen. So rauchen mehr als 80 Prozent der Patienten mit Schizophrenie und mehr als 60 Prozent der Menschen mit bipolaren Störungen. »Die meisten psychiatrisch Erkrankten sterben am Rauchen, nicht an Suizid oder der psychischen Erkrankung. Sie verlieren etwa 25 Lebensjahre und haben eine deutlich reduzierte Lebensqualität durch das Rauchen«, sagte der Suchtmediziner. Rauchen sei ein eigenständiger Prädiktor für Suizidalität.

Viele psychiatrisch Erkrankte hätten auch eine Dreifach-Diagnose, zum Beispiel eine Borderline-Störung oder eine Schizophrenie plus Alkohol- plus Tabakabhängigkeit. Letztere stehe aber häufig »im Schatten der anderen Diagnosen« – völlig zu Unrecht, wie Rüther erklärte. Etwa 80 bis 85 Prozent der alkoholabhängigen Patienten würden rauchen. Ihr Sterberisiko durch Tabak-assoziierte Erkrankungen sei höher als das durch Alkoholfolgen. »Eigentlich müssten wir Patienten, die zum Alkoholentzug in die Klinik kommen, als Erstes vom Tabak entwöhnen.«

Motivieren zum Rauchstopp und medikamentös begleiten

Die Motivation zum Rauchstopp sei bei Suchtpatienten vergleichbar mit der von psychisch gesunden Rauchern, berichtete der Psychiater. Der Wunsch aufzuhören sei groß, aber auch die Angst davor.

Zur Anamnese dient der Fagerström-Test mit sechs Fragen zur Zigarettenabhängigkeit. Für eine Kurzanamnese reichen laut Rüther zwei Fragen, um die Abhängigkeit einstufen zu können:

- Wie viele Zigaretten rauchen Sie pro Tag?

- Wann nach dem Aufwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?

Wer mehr als 30 Zigaretten pro Tag und die erste innerhalb von fünf Minuten nach dem Aufwachen raucht, ist hochgradig abhängig.

Was sagt die S3-Leitlinie zur Tabakabhängigkeit (Stand 2021)? Ganz klar: Rauchenden Patienten mit einer psychischen Störung – aktuell oder in der Vorgeschichte – soll ein Rauchstopp empfohlen werden. Eingesetzt würden prinzipiell dieselben psychosozialen, psychotherapeutischen und medikamentösen Prinzipien wie bei Rauchern ohne psychische Störung. »Sprechen Sie mit dem Patienten«, riet der Arzt. Selbst ein kurzes Gespräch von drei bis zehn Minuten habe einen guten Effekt. »Auch bei Akutpatienten ist das Gespräch über Abstinenz hilfreich.« Psychiatrische Patienten sollten aber eher in einer stabilen Phase mit dem Rauchen aufhören.

Die medikamentöse Unterstützung mit Nikotin-Ersatzprodukten, Vareniclin oder Bupropion sei auch bei psychiatrischen Patienten wirksam und sicher, betonte der Suchtexperte. Laut Leitlinie sollten beispielsweise Rauchern mit einer stabilen Schizophrenie Bupropion oder Vareniclin sowie mit schwächerem Empfehlungsgrad eine Nikotin-Ersatztherapie angeboten werden. Auch Verhaltenstherapien könnten hilfreich sein. Ende des Jahres würden Nikotin und Vareniclin zur Entwöhnung starker Raucher zulasten der Krankenkassen erstattungsfähig und Vareniclin komme wieder auf den Markt, berichtete Rüther.

Was leisten die digitalen Gesundheitsanwendungen? Die DiGA »NichtraucherHelden-App« könne mit »ganz guten Quoten« beim Rauchstopp aufwarten, aber psychiatrische Patienten waren in der Untersuchung ausgeschlossen, sagte Rüther. »Bei anderen Patienten sind DiGAs zu empfehlen.«

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