Warum nicht einfach nachbestellen? |
Daniela Hüttemann |
05.11.2020 18:00 Uhr |
»Bei jedem einzelnen Schritt erfolgen ständig Qualitätskontrollen«, betont Schönfelder. Bis eine Impfstoffcharge das Werk verlässt, habe sie mehr als 3500 Tests durchlaufen. Unter anderem erfolgt nach der Abfüllung noch eine automatische Sichtprüfung, zum Beispiel auf Partikel, aber auch ob das Volumen stimmt. Zum Schluss erfolgen Etikettierung und Verpackung (im Fall von GSKs Grippeimpfstoff an einem anderen Standort), bevor nach der Chargenfreigabe durch das Paul-Ehrlich-Institut die Auslieferung an den Pharmagroßhandel erfolgen kann.
Der gesamte Planungs- und Produktionsprozess für eine Impfsaison dauert also länger als die häufig zitierten sechs Monate. Das erklärt auch, warum nicht beliebig viel Grippeimpfstoff nachproduziert werden kann. »Die Rohmaterialien wie die Serumeier, die technischen Kapazitäten und auch qualifiziertes Personal müssen schließlich vorhanden sein«, erklärt Schönfelder.
Nach der Formulierung des Impfstoffes wird dieser im Isolator in Spritzen abgefüllt. / Foto: GSK
Trotzdem habe man dieses Jahr aufgrund der stark erhöhten Nachfrage versucht, die Produktion so groß auszuweiten wie möglich. »Als im März die ersten Nachbestellungen kamen, konnten wir noch etwas nachjustieren«, so die Werksleiterin. So konnten zum Beispiel noch Bruteier von älteren Legehennen verwendet werden. »Wir haben den ganzen Sommer über noch Antigen für die Nordhalbkugel weiter produziert, sodass wir dieses Jahr aus Dresden einige Millionen Impfdosen mehr für den weltweiten Bedarf liefern können als ursprünglich geplant.«
Weltweit forsche man an anderen Grippeimpfstoffen, um von den Hühnereiern wegzukommen. Das soll die Produktion vereinfachen und auch verkürzen. Zudem setzt GSK auf seine verschiedenen Adjuvanzien-Systeme, die deutliche Mengen Antigen pro Impfdosis einsparen helfen können. Für das nächste Jahr appellierte die Werksleiterin an die Ärzte und Apotheker, frühzeitig, und zwar bis Ende Februar zu bestellen. Denn nächsten Monat geht schon die Produktion für die Grippesaison 2021/2022 los.