Warum Homöopathie niemanden kaltlässt |
Cornelia Dölger |
11.01.2024 16:30 Uhr |
Ein Apotheker, der explizit auf seine naturwissenschaftlichen Ausbildung sowie Promotion samt Weiterbildung in Arzneimittelinformation hinweist und der Homöopathie dennoch etwas abgewinnen kann, ist der Hagener Apothekeninhaber Christian Fehske. Ihn habe Lauterbachs Forderung nicht überrascht, sagte Fehske der PZ. »Zur Einschätzung der Relevanz mag sich jeder sein eigenes Urteil bilden, aber vorsichtig formuliert sollten sich die Beitragszahler in der GKV davon keine Absenkungen ihrer Kassenbeiträge versprechen«, so Fehske. Tatsächlich liegen die Ausgaben der Kassen insgesamt bei nicht einmal 7 Millionen Euro, Tendenz sinkend.
Globuli spielten nicht nur in der Homöopathie, sondern auch in anderen naturheilkundlichen Therapieformen eine Rolle, betonte Fehske. Es gebe »auch über die Anthroposophie hinaus noch viel mehr Therapieformen und Arzneimittel, die stärker auf Erfahrung als unseren heutigen Maßstäben von wissenschaftlicher Evidenz basieren«. Darunter seien übrigens auch viele bekannte und von vielen geschätzte pflanzliche Arzneimittel.
Er wundere sich manchmal, sagte Fehske, warum die Debatte um Homöopathie derart emotional geführt werde. Man sollte sich mit Möglichkeiten und Grenzen von Naturheilkunde und Homöopathie sowohl dann auskennen, wenn man dazu berät, so Fehske weiter – »aber eben auch dann, wenn man sie kritisiert oder sogar abschaffen möchte«, sagte Fehske mit Seitenblick auf Lauterbachs Pläne. Grundsätzlich wünsche er sich mehr Gelassenheit in der Debatte. »Toleranz für Vielfalt sollte auch in Medizin und Pharmazie einen Platz haben.«
Zum Thema Toleranz und Vielfalt in der Apotheke hat sich Fehske vor Kurzem in einem PZ-Podcast ausführlich geäußert. Und auch beim kommenden PZ-Management-Kongress, der vom 20. bis 22. März 2024 in Palma de Mallorca stattfindet, wird Fehske zum Thema »Interkulturelle Vielfalt in der Apotheke« referieren.