Warum die Zahlen steigen |
Christina Hohmann-Jeddi |
27.06.2023 11:00 Uhr |
Je früher Hautkrebs entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Aus diesem Grund steht allen gesetzlich Versicherten ab 35 Jahren ein Hautkrebs-Screening zur Verfügung, bei dem die Haut alle zwei Jahre systematisch nach den Krebsformen Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom und Melanom abgesucht wird. Bei Verdacht auf Hautkrebs wird eine Gewebeprobe genommen und genauer untersucht. Bestätigt sich der Verdacht, hängt das weitere Vorgehen von der Art und dem Stadium des Tumors ab.
Beim Hautkrebs-Screening wird die Haut nach Basalzellkarzinomen, Plattenepithelkarzinomen und Melanomen abgesucht. / Foto: Adobe Stock/Evgeniy Kalinovskiy
Zunächst werde sowohl beim schwarzen als auch beim hellen Hautkrebs der Tumor operativ entfernt. Haben die Tumoren noch nicht gestreut, ist häufig eine vollständige operative Entfernung möglich. Bei Melanomen ab Stadium II (mit einer Eindringtiefe ab 2 mm oder dünnere Tumoren mit Zerstörung der Oberhaut), bei dem eine Streuung befürchtet werden muss, wird zusätzlich zur Operation auch unterstützend (adjuvant) behandelt. Hier kommen verschiedene Arzneimittel zur Anwendung, vor allem Checkpoint-Inhibitoren (PD-1-Antikörper Nivolumab und Pembrolizumab), die die durch den Tumor bedingte Unterdrückung des Immunsystems aufheben. Ab Stadium III, also im Falle von regionären Haut- oder Lymphknotenmetastasen, kann auch eine zielgerichtete Therapie in Tablettenform mit sogenannten BRAF-MEK-Inhibitoren angeboten werden, die sich gegen die häufig in Tumoren zu findende wachstumsfördernde Mutation BRAFV600 richtet.
Als neu könnten diese Optionen nicht mehr bezeichnet werden, da sie für Melanome in fortgeschrittenen Stadien schon fast zehn Jahre zugelassen seien, so Berking. Neu sei allerdings, dass diese Therapien inzwischen früher eingesetzt würden, sprich ab den Tumorstadien II und III, also bei besonders dicken Ersttumoren oder im Falle von regionären Haut- oder Lymphknotenmetastasen. »Noch neuer ist, dass die PD-1-Inhibitoren inzwischen sogar neoadjuvant, das heißt vor der operativen Entfernung des Tumors eingesetzt werden«, berichtet die Ärztin. Die Zerstörung des Tumors durch die Immuntherapie sei dabei deutlich effektiver, zeigten Studiendaten. »Das ist aber noch nicht in der Routinebehandlung etabliert.«
Auch beim hellen Hautkrebs hätten sich die Checkpoint-Inhibitoren in höheren Stadien durchgesetzt. Und auch hier zeigten die Daten, dass ein präoperativer Einsatz der PD-1-Inhibitoren besser wirke als ein postoperativer. Bei sehr gutem Ansprechen könne in einigen Fällen sogar auf die Operation verzichtet werden.
Es gebe noch keine epidemiologischen Daten, die zeigten wie sich die neueren Therapien auf die hautkrebsbedingte Sterblichkeit auswirkten, berichtet die Expertin weiter. In klinischen Studien konnte aber gezeigt werden, dass die Hälfte der Patienten mit Melanomen im metastasierten Stadium, die früher im Mittel etwa sechs bis sieben Monate überlebten, mit neueren Therapien inzwischen mehrere Jahre überlebten.