Warum die Forschung weiter auf Naturstoffe setzen sollte |
Daniela Hüttemann |
22.04.2025 18:00 Uhr |
Corallopyronin A wird derzeit vom DZIF als Medikament gegen Erkrankungen durch Fadenwürmer wie die Flusskrankheit und die lymphatische Filariose entwickelt. Es tötet die in den Würmern lebenden Wolbachia-Bakterien ab, die die Würmer brauchen ,um sich gegen das menschliche Immunsystem zu verteidigen. Die Forschung zu Antiinfektiva finde hauptsächlich in Forschungsinstituten und spezialisierten Biotech-Unternehmen statt und schaffe immer noch zu selten den Sprung in »Big Pharma«. Dem DZIF war es 2024 gelungen, eine Partnerschaft mit dem japanischen Pharmaunternehmen Eisai einzugehen, um die Entwicklung voranzutreiben. Die klinische Erprobung könnte demnächst starten. Denn auch das Upscaling der Corallopyronin-A-Produktion ist mittlerweile dank Transfer in einen anderen Mikroorganismus gelungen.
»Es gibt zwar durchaus noch Unternehmen, die sich mit Antibiotika beschäftigen, aber leider immer weniger. Das wird auch so bleiben, solange die ökonomischen Bedingungen so sind, wie sie sind«, kritisierte Müller. Die Erstattungsmodelle müssten geändert werden. »Wir haben aktuell 74 Antibiotika in der klinischen Pipeline, von denen nur wenige die von der WHO priorisierten Bakterien angehen. Und nur vier sind als wirklich neuartig einzustufen. Wir brauchen dringend neue chemische Klassen und Wirkstoffe.«
Hierbei kann auch jeder einzelne im Rahmen von »Citizen Science« mitarbeiten, zum Beispiel am Projekt »Microbelix« des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland. Hier können schon Schülerinnen und Schüler Bodenproben sammeln und einschicken. Am HIPS werden die Proben dann analysiert und es wird nach neuen Bakterienarten nebst unbekannten Naturstoffen gesucht. »Wenn wir in eurer Probe etwas Spannendes entdecken, melden wir uns«, verspricht das Institut.
Wenn man Glück hat, bekommt man sogar Mitspracherecht bei der Benennung neuer Arten. Mehr als 1000 Citizen Scientists haben schon mitgemacht und mehr als 2000 Bodenproben eingeschickt. Daraus konnten mehr als 1000 bislang unbekannte Myxobakterienarten isoliert werden.