Warum der Lebensstil so entscheidend ist |
Christina Hohmann-Jeddi |
20.08.2025 18:00 Uhr |
Für den Bericht haben die Autoren untersucht, was Lebensstilinterventionen wirksam macht und wie sie in der psychiatrischen Versorgung umgesetzt werden können. Er basiert auf der Auswertung von 89 Studien und 18 Metaanalysen. Daraus entwickelte die 30-köpfige Kommission mit Experten aus 19 Ländern acht Empfehlungen und 19 konkrete Handlungsprioritäten. Ein internationaler Beirat, darunter Vertreter aus einkommensschwachen oder krisengeprägten Regionen, prüfte die Ergebnisse, um ihre Umsetzbarkeit in unterschiedlichen Kontexten sicherzustellen.
Das Team habe allgemeingültige Prinzipien gefunden, die lokal umgesetzt werden müssten, betont Professor Dr. Simon Rosenbaum von der UNSW in der Mitteilung: »Wir haben gemeinsame Elemente identifiziert, die in der Versorgung gelten sollten – egal ob in einem Flüchtlingslager in Bangladesch oder in einem Krankenhaus in den östlichen Vororten Sydneys.« Dazu gehöre es, psychologisch sichere Umgebungen zu schaffen und sicherzustellen, dass das Betreuungspersonal über Empathie und die nötigen Fähigkeiten verfügt, um traumasensibel und kulturell angemessen zu arbeiten. »Die Verankerung solcher Interventionen muss in Partnerschaft mit den Betroffenen erfolgen – und unter Berücksichtigung der sozialen und wirtschaftlichen Realitäten, mit denen sie konfrontiert sind«, so Rosenbaum.
Auch in ressourcenarmen Ländern seien Anpassungen möglich, ergänzt Professor Dr. Pillaveetil Sathyadas Indu von der Kerala University of Health Sciences in Indien: Dort könne man bestehendes Personal schulen, Angehörige einbinden und auf einfache, aber wirksame Lebensstil-Maßnahmen setzen.
Einige Entwicklungen sind bereits sichtbar: In Australien verankerten Fachgesellschaften seit 2020 Lebensstiländerungen neben Psychotherapie als Grundlage der Behandlung von Depressionen; Arzneimittel werden ergänzend eingesetzt. Dennoch bleibe die Umsetzung schleppend, so Teasdale – nicht zuletzt wegen knapper Budgets und überlasteter Systeme. Langfristig lohne sich die Investition, betonen die Autoren des Reports. Effektiv eingesetzte Lebensstilinterventionen seien nicht nur gesundheitlich, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll, da sie Folgeerkrankungen vermeiden helfen.