Die STIKO, die wissenschaftliche Empfehlungen für Impfungen in Deutschland erarbeitet, gibt nicht verbindlich an, wie viele Injektionen auf einmal verabreicht werden können. Eine solche Entscheidung müssten Betroffene mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt treffen, heißt es vom RKI, an dem die STIKO angesiedelt ist.
Manche Hausärzte mögen zögern, mehrere Impfungen auf einmal zu verteilen, sagt der Dortmunder Immunologe Professor Dr. Carsten Watzl. »Nicht etwa, weil sie die STIKO-Empfehlung nicht kennen, sondern weil sie befürchten, dass bei mehreren Impfungen gleichzeitig die Impfreaktionen zu hoch sein könnten.« Außerdem sei es dann leichter, wenn tatsächlich schwerere Reaktionen oder Nebenwirkungen auftreten sollten, diese einem bestimmten Mittel zuordnen zu können, so der Immunologe.
Diese Präparate sind genauso sicher wie einzelne Dosen, haben aber den Vorteil, dass sie die Zahl der nötigen Injektionen verringern. Sie schützen also mit nur einem Stich vor mehreren Krankheiten gleichzeitig. Das bedeutet: weniger Arztbesuche, weniger Stress und ein geringeres Risiko für unerwünschte Reaktionen wie etwa Schmerzen an der Einstichstelle. Die STIKO empfiehlt sogar den Griff zu Kombi-Impfstoffen.
Es gibt etwa Sechsfach-Impfstoffe, die gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Keuchhusten und Hepatitis B wirken, oder Vierfach-Präparate gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Nach Angaben des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit sind die Wirkstoffe so aufeinander abgestimmt, dass sie das Immunsystem nicht überfordern – auch nicht das von Säuglingen und Kleinkindern.
»Wenn ich einen Sechsfach-Impfstoff erhalte, bekomme ich nicht sechsmal so starke Impfreaktionen«, beruhigt Watzl, sondern nur in dem Maß wie bei dem Bestandteil mit der stärksten Reaktion.
Es stimmt, dass der Nachwuchs heutzutage gegen mehr Krankheiten immunisiert wird als früher. Dabei werden jedoch weniger Bestandteile des Erregers übertragen, die eine Immunantwort im Körper auslösen, als damals. Die Präparate sind heute hoch gereinigt und enthalten zumeist nur einzelne Teile des Erregers.
»Bestimmte Infektionen können bei Säuglingen und Kleinkindern zu einem deutlich schwereren Krankheitsverlauf führen als bei älteren Kindern, zum Beispiel, weil die Atemwege bei Säuglingen noch sehr eng sind oder weil ihr sich noch entwickelndes Immunsystem bestimmte Infektionen nicht wirksam abwehren kann«, schreibt das RKI.
»Impfungen zum empfohlenen Impfzeitpunkt schützen Säuglinge und Kleinkinder vor Infektionen und möglichen schweren Folgen.« Sie seien auch im Säuglingsalter verträglich.