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Systematisches Review

Wann »viel Trinken« ein sinnvoller Rat ist

Gibt es Evidenz für einen gesundheitlichen Nutzen erhöhter Trinkmengen? Einem aktuellen Review zufolge wirkt sich eine verstärkte Wasseraufnahme auf einige Erkrankungen positiv aus, häufig reicht die Datenlage zur Beurteilung jedoch nicht aus.
Corinna Cappellaro
09.12.2024  09:00 Uhr

Erhöhte Trinkmengen werden etwa begleitend zur Gewichtsabnahme, bei Nierensteinen, Migräne, Harnwegsinfekten oder Diabetes empfohlen. Bei einigen Erkrankungen sei dies eine gute Strategie, bei anderen sei die Datenlage noch unklar, macht Seniorautor Professor Dr. Benjamin Breyer, Direktor der Abteilung für Urologie an der University of California in San Francisco, in einer Mitteilung der Universität deutlich. Das Review hatte die Arbeitsgruppe im November in »JAMA Network Open« publiziert.

Die Studienautoren nahmen sich systematisch verfügbare Studien vor, die gesundheitliche Auswirkungen des täglichen Wasserkonsums untersucht hatten. Von insgesamt 1464 gescreenten Publikationen flossen 18 (1 Prozent) hochwertige randomisiert-kontrollierte Studien in die Auswertung ein. Die Studienteilnehmer wurden darin angewiesen, entweder ihre Trinkmengen beizubehalten (Kontrollgruppe) oder für eine bestimmte Zeit um eine festgelegte Menge zu erhöhen. Erfasst hat man Zeiträume von vier Tagen bis zu fünf Jahren. Anschließend wurde die Wirkung auf Gewicht, Nierensteine, Nüchtern-Blutglucosewert, Kopfschmerzen und Harnwegsinfekte ermittelt.

Gute Evidenz bis Datenmangel

Zehn Studien (55 Prozent) lieferten mindestens ein positives Ergebnis und acht Studien (44 Prozent) negative Ergebnisse. Hinsichtlich Gewichtskontrolle und Prävention von Nierensteinen legten mehrere Studien positive Effekte nahe, für die anderen Indikationen einzelne Publikationen:

  • Ein zusätzlicher Wasserkonsum war im Vergleich zur Kontrolle mit einer erhöhten Gewichtsabnahme (44 bis 100 Prozent) assoziiert. Die Teilnehmenden tranken jeweils vor den Mahlzeiten Wasser, insgesamt 1,5 Liter pro Tag.
  • Bei Patienten, die in der Vergangenheit bereits einmal Nierensteine hatten, wurde ein Urinvolumen von mehr als 2 Litern eingestellt. Nach fünf Jahren verzeichnete man pro 100 Teilnehmenden 15 Rückfallereignisse weniger. 

Für andere Indikationen liegen nur Hinweise aus einzelnen Studien vor:

  • Eine Studie lässt eine günstige Wirkung erhöhter Trinkmengen zur Kopfschmerzprävention bei Kopfschmerzpatienten annehmen. Dabei wurde die tägliche Trinkmenge um 1,5 Liter erhöht.
  • Auch Harnwegsinfekte bei Frauen mit häufigen Harnwegsinfektionen könnten mit täglich circa 1,5 Litern zusätzlich sinken.
  • Bei Menschen mit neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes könnte eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr eine bessere Diabeteskontrolle ermöglichen. Die Teilnehmenden nahmen vor den drei Hauptmahlzeiten jeweils 250 ml, 500 ml beziehungsweise 250 ml Wasser zusätzlich zu sich.

Insgesamt bemängelten die Studienautoren, dass nur eine begrenzte Anzahl an klinischen Studien den Nutzen des Wasserkonsums auf die Gesundheit bewertet habe und nur wenige Studien ein hochwertiges Design aufwiesen. Da Wasser zu trinken aber eine günstige Methode fast ohne Nebenwirkungen sei, würde es sich lohnen, weitere hochwertige Studien zu den genannten Erkrankungen zu initiieren, stellen die Autoren fest.

Trinken immer situationsgerecht empfehlen

Bei der Trinkmenge seien letztlich die individuellen Bedürfnisse entscheidend, betont Breyer abschließend. So sollten etwa Menschen mit überaktiver Blase tendenziell weniger trinken. Es gebe keine Patentlösung beim Wasserkonsum. 

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