Vorsicht vor Übertragung auf Baby oder Haustier |
Brigitte M. Gensthaler |
30.06.2022 15:00 Uhr |
Bislang wenig beachtet: Auch Tiere können Sexualhormone resorbieren, wobei Fleischfresser wie Katze, Hund und Frettchen empfindlicher als Nagetiere auf exogene Estrogene reagieren. In den vorliegenden Fallberichten waren ausschließlich Hunde kleiner Rassen oder Welpen mit einem Körpergewicht unter 10 kg und einem kurzen feinen Haarkleid betroffen. Das liegt vermutlich daran, dass kleine Hunde häufiger auf dem Arm getragen werden und das kurze Fell die Resorption erleichtert.
Als Anzeichen eines Hyperestrogenismus können weibliche und männliche Hunde zum Beispiel symmetrische Alopezie, Hyperpigmentierung, Lichenifikation sowie Zitzenhyperplasie entwickeln. Tierärzte sollten bei Hunden mit solchen Symptomen daran denken, die Besitzerin nach einer etwaigen topischen Hormonersatztherapie zu fragen.
Um Gefahren für Kontaktpersonen, Kleinkinder und Haustiere abzuwenden, sollten Ärzte und Apotheker die Patienten bei Verordnung und Abgabe topischer Sexualhormonpräparate über das Risiko einer versehentlichen Übertragung aufklären. Diese lässt sich leicht vermeiden, wenn die Cremes und Gele auf Hautstellen aufgetragen werden, die anschließend mit Kleidung bedeckt sind, wie Bauch, Oberarme oder Oberschenkel.
Andernfalls sollte die behandelte Haut nach ausreichender Einwirkzeit gereinigt werden – und keinesfalls sollte der Hund Arzneimittelreste ablecken. An die Tierärzte appellieren die Autoren, bei auffälligen Symptome ihrer tierischen Patienten nach der Medikation der im Haushalt lebenden Menschen zu fragen.