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Post-Vac-Syndrom

Vorabpublikation wirft viele Fragen auf

Warum einige Menschen nach der Impfung gegen Covid-19 unspezifische Symptome entwickelten, die denen von Long Covid ähneln und auch als Post-Vac-Syndrom bezeichnet werden, ist noch nicht verstanden. Eine aktuelle Preprint-Veröffentlichung will einen Beitrag zur Ursachensuche leisten, wird diesem Anspruch aber kaum gerecht – und von Impfgegnern instrumentalisiert.
Theo Dingermann
Annette Rößler
26.02.2025  18:00 Uhr

Kritik in der Szene und Widerhall in den sozialen Medien

Innerhalb der Forschungsszene wird die Publikation teilweise heftig kritisiert. So geht etwa Edward Nirenberg, der sich in der Pandemie als Wissenschaftsblogger zu den Covid-19-Impfstoffen einen Namen machte, in einem Blogeintrag sehr detailliert auf die einzelnen Aspekte der Studie ein und weist auf zahlreiche Unzulänglichkeiten und Widersprüche hin. Unter anderem habe ein erklecklicher Anteil der PVS-Patienten eine zurückliegende SARS-CoV-2-Infektion angegeben und bei den anderen sei nicht auszuschließen, dass sie sich unwissentlich ebenfalls infiziert hatten. Das Problem der Unterscheidung zwischen PVS und Long Covid, auf das das PEI hinweist, sieht also auch Nirenberg.

Abgesehen von den von ihm ausgemachten gravierenden methodischen Schwächen bemängelt er, dass die Interessenkonflikte der beiden Autorinnen Danice Hertz und Brianne Dressen, die ausgewiesene Impfgegnerinnen seien, zunächst nicht offengelegt wurden. All dies sind sicherlich Punkte, die im Rahmen eines Peer-Review-Verfahrens – das der Artikel noch nicht durchlaufen hat – adressiert werden müssten.

Scharf kritisiert Nirenberg zudem den Zeitpunkt der Veröffentlichung. Die wissenschaftlichen Institutionen in den USA stünden gerade auf Geheiß eines nicht gewählten Milliardärs unter massivem Druck, schreibt er unter Bezugnahme auf den rigiden Sparkurs des Präsidentenberaters Elon Musk. Zudem wurde in den USA mit Robert F. Kennedy Jr. gerade ein Gesundheitsminister vereidigt, der jahrelang Falschaussagen über angebliche Impfschäden verbreitet hatte. Forschende hätten nicht das Recht, den größeren gesellschaftlichen Kontext, in dem sie sich bewegen und dessen Teil sie seien, bei ihrer Arbeit außer Acht zu lassen, so Nirenberg.

Iwasaki und Kollegen haben im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit bislang wichtige Erkenntnisse zum Verständnis des Long-Covid-Syndroms beigesteuert. Die Absicht, sich nun auch Problemen anzunehmen, die nach einer Covid-19-Impfung auftreten können, ist nachvollziehbar. Offenbar unterschätzt haben die Autoren aber, welch große Welle an Reaktionen ihre Vorabpublikation in den sozialen Medien auslösen könnte.

Auf dem Nachrichtenportal »STAT« stellt die Wissenschaftsjournalistin Helen Branswell fest: Statt, wie von den Autoren intendiert, Gegenstand einer akademischen Diskussion zu werden und eine weitere Erforschung des PVS anzuregen, sei die Publikation »online explodiert«. Dies sei paradigmatisch dafür, wie das Internet genutzt werde, um Grundlagenforschung zu Impfstoffen als Waffe einzusetzen. Entsprechende Posts auf der Plattform »X«, die Elon Musk gehört, geben ihr recht. So postete etwa ein Nutzer namens »DiedSuddenly« den Preprint mit dem Kommentar »They are finally admitting ›Long Covid‹ is just vaccine injury« (»Endlich geben sie es zu: ›Long Covid‹ ist einfach ein Impfschaden«).

Konfrontiert mit der falschen Behauptung, ihre Studie habe bewiesen, dass Long Covid durch Covid-19-Impfstoffe verursacht werde, sagte Iwasaki gegenüber »STAT« bestürzt: »Ich möchte nicht, dass jemand die beiden verschiedenen Syndrome in einen Topf wirft. Das ist nicht die Botschaft, die wir zu vermitteln versuchen.« Sie und ihre Kollegen hätten die Ergebnisse bereits jetzt als Preprint veröffentlicht, weil das Peer-Review-Verfahren langwierig sei, der Leidensdruck aufseiten der Patienten aber groß – und die meisten von ihnen bislang komplett ignoriert worden seien.

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