Von Paper Cases bis Bedside Teaching |
Laura Rudolph |
18.07.2025 07:00 Uhr |
Der Begriff »Bedside Teaching« steht für Unterricht im Krankenhaus mit Patientenkontakt, wie er beispielsweise seit 2012 für Pharmaziestudierende der FAU Erlangen-Nürnberg im Universitätsklinikum Erlangen angeboten wird. Im Zentrum steht dabei das Beratungsgespräch mit dem Patienten, das die Apotheker in spe eigenständig durchführen. Zur Vorbereitung setzen sie sich mit dem Patientenfall auseinander und führen eine Medikationsanalyse durch. Finden sie arzneimittelbezogene Probleme, besprechen sie diese mit Ärzten oder dem Pflegepersonal.
»Im Unterschied zu didaktisch aufbereiteten Fällen sind echte Patienten und ihre Arzneimitteltherapie in der Regel sehr komplex«, schreiben die Autoren. Daher biete sich dieses Lehrformat in höheren Semestern an. Der Nutzen sei wissenschaftlich erwiesen. In Erlangen wird das Praktikum von einem klinisch tätigen Apotheker betreut und in Kleingruppen durchgeführt. Elf weitere Hochschulstandorte bieten ebenfalls ein Bedside-Teaching-Praktikum an.
Eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker erhöht die Arzneimitteltherapiesicherheit und kann nicht früh genug gefördert werden. Um interprofessionelle Zusammenarbeit bereits im Studium zu trainieren, bieten derzeit zehn Universitäten interprofessionelle Lehrformate an, darunter drei verpflichtend. Fünf Unis bieten dabei gemeinsamen Unterricht für Pharmazie- und Medizinstudierende und gegebenenfalls weitere medizinisch tätige Berufsgruppen an; an vier Standorten unterrichtet ein Arzt die angehenden Apotheker. Ein Standort machte keine weiteren Angaben zu den beteiligten Berufsgruppen.
Als Beispielprojekt wird die berufsübergreifende Veranstaltung »POP Art – Patientenorientierte Pharmazie für (angehende) Ärzte und Apotheker« der LMU München aufgeführt, die es seit 2015 gibt. Dabei verbringen ein bis zwei Pharmaziestudierende einen halben Tag gemeinsam mit einem Medizinstudierenden im Praktischen Jahr auf einer Krankenhausstation. Davon können beide Seiten profitieren: Der klinische Praxisbezug für die Pharmaziestudierenden wird erhöht und die angehenden Ärzte können ihre pharmakologischen Kenntnisse erweitern.