Von Paper Cases bis Bedside Teaching |
Laura Rudolph |
18.07.2025 07:00 Uhr |
Eine Alternative ist es, Patientenfälle digital durchzuspielen, in Form sogenannter Serious Games. Hierfür gibt es bestimmte Programme, bei denen die Studierenden zunächst wie beim Paper Case eine Patienten- und Situationsbeschreibung erhalten. Schrittweise werden sie durch den virtuellen Fall geführt und können nach und nach neue Frage- und Antwortmöglichkeiten aufdecken oder Aufgaben im Spiel freischalten.
»Das digitale Format erlaubt direktes Feedback nach jeder Frage. Ein Vorteil dieses Formates ist, dass der Arbeitsaufwand (zum Beispiel personelle Ressourcen) unabhängig von der Anzahl der Studierenden konstant bleibt. Ein Nachteil im Vergleich zum ›Paper Case‹ ist die geführte, nicht selbstständige Entscheidung über das Vorgehen bei der Bearbeitung des Falls«, führen die Autoren aus. Vier Standorte, darunter die LMU München, nutzen aktuell verpflichtend eine virtuelle Patientenfallbearbeitung, eine weitere Universität plant derzeit ein solches Format.
Eine gute Gelegenheit, im Universitätssetting für Kundengespräche zu trainieren, bieten Übungsapotheken mit (Laien-)Schauspielern oder Kommilitonen, die einen Patienten spielen. Dies soll die Kommunikationsfähigkeiten, auch non-verbale, sowie die Beratungsqualität fördern. An manchen Universitäten werden die Studierenden dabei gefilmt, um das Auftreten im Nachhinein zu analysieren. An vier Universitäten ist dieses Lehrprojekt eine Pflichtveranstaltung, darunter an der FU Berlin, an der außerdem ein Raum für die Brown-Bag-Analyse zur Verfügung steht. An einem weiteren Standort ist die Veranstaltung für die Studierenden optional.
Authentischer lassen sich Beratungsgespräche in einer echten Offizin trainieren – wo es etwa zu kommunikativen Schwierigkeiten kommen kann, bedingt durch unklare Ausdrucksweisen oder Missverständnisse, die sich etwa durch Alter, Krankheit oder fehlende Sprachkenntnisse des Patienten ergeben. Unterricht in der Vor-Ort-Apotheke führt bislang keine deutsche Universität durch, aber ein Standort plant aktuell die Umsetzung.
Es gibt auch Programme, die es erlauben, Patientenfälle digital durchzuspielen. / © Getty Images/Dougal Waters Photography Ltd
Fünf Universitäten bieten eine virtuelle Übungsoffizin an. Dabei nehmen die Studierenden virtuell die Rolle des Apothekers ein. Sie können aus verschiedenen Aktionen wählen, etwa Fragen stellen, Arzneimittel empfehlen und Beratungshinweise geben. Im Gegensatz zur analogen Übungsapotheke wird hier schwerpunktmäßig das pharmazeutische Fachwissen und weniger die Kommunikation geschult.